Index

   Das Geheimniss der Engel
   Das Buch der Wächter
   Die Reise durch den Himmel
   Die Aufgaben der Engel
       Botenengel
       Schutzengel
   	   Racheengel
	   Wächterengel
       Todesengel
       Deutungs- und Geheimhaltungsengel
       Schreibeengel
       Kriegsengel
   Die himmlische Hierarchie
       1.Seraphim
	   2.Cherubim
	   3.Throne
       4.Herrschaften
	   5.Mächte
       6.Gewalten
       7.Fürstentümer
       8.Erzengel
   Die Mächte des Bösen
   Satans Fall
   An den Pforten der Hölle
   Die schwarze Magie
   Die Apokalypse
   Beginn der Engelsverfolgung
   Die Wiederkehr der Engel


Das Geheimniss der Engel     
   Wer sind die Engel? Wo kommen sie her?
   Wohin fliegen sie? Was erwarten wir von ihnen? 
   Was erwarten sie von uns?
   Antworten auf diese Fragen mag man wohl am ehsten in der Bibel suchen.
   Seltsamerweise verrät uns die Bibel aber recht wenig über das wahre Wesen der Engel.
   Die himmlischen Boten treten zwar an unzähligen Stellen in erscheinung,
   erfüllen aber meist nur schnell einen Auftrag des Herrn und verschwinden wieder.
   Außerdem erwähnt die Bibel nur drei Engel namentlich: Michael, Gabriel und Raphael.
   Alle anderen bleiben im dunkeln.
   Wer also glaubt, mit der Bibel dem Geheimnis der Engel auf die Spur zu kommen,
   wird ziemlich enttäuscht. 
   Dieses Schicksal erlitten die fünf bücher des Henoch,
   die aus dem 2.Jahrhundert v. chr. stammen und eine wahre Fundgrube für jeden
   Engelliebhaber darstellen.
   Auch wenn diese Bücher heute zu den Apokryphen gehören, so übten sie zu ihrer Zeit
   dennoch einen beträglichen Einfluß auf die frühchristliche Literatur aus
   und bildeten die Grundlage für die Angelologie,die Lehre von den Engeln.
   wir wollen uns deshalb zunächst den ersten drei Henochbüchern zuwenden,
   die den Fall der Engel und Henochs Reisen durch den Himmel beschreiben.
   Wesentlich informativer sind da schon die Apokryphen.
   Diese "Verborgenen Bücher" entstanden zwischen 500 v. und 100 n. Chr.,
   wurden von den Kirchenvätern später aber nicht ins Alte oder Neue Testament aufgenommen,
   weil man sie als "nicht von Gott inspiriert" ansah.Heute läßt sich nicht mehr klären,
   nach welchen Kriterien die Kirchväter die "göttliche Inspiration" beurteilen.
   Eine Legende berichtet,daß alle Bücher vor einen Altar gelegt wurden.
   Die heiligen Bücher sprangen selbst auf den Altar,während die apokryphen am Boden blieben.
   Nach einer anderen,wohl zutreffenderen Erklärung wurden manche 
   Schriften einfach deshalb aus der Bibel verbannt,
   weil sie im Widerspruch zur Doktrin der Kirche standen.
   Diese Schicksal erlitten die fünf Bücher des Heoch,
   die aus dem 2.Jahrhundert v.Chr stammen und eine wahre Fundgrube für jeden
   Engelliebhaber darstellen.Auch wenn diese Bücher heute zu den Apokryphen
   gehören, so übten sie zu ihrer Zeit dennoch einen beträchtlichen
   Einfluß auf die frühchristliche Literatur aus und bildeten die Grundlage
   für die Angelologie, die Lehre von den Engeln.Zunächst wenden wir uns den
   ersten drei Henochbüchern, die den Fall der Engel und Henochs Reisen
   durch den Himmel beschreiben... 
Das Buch der Wächter
   Engel gelten als heilige Wesen, ohne Sünde, geschlechtslos und daher immun
   gegen die "Versuchung des Fleisches", sie können sich nicht fortpflanzen
   und besitzen keine stofflichen Körper. Im ersten Hennochbuch, dem "Buch der Wächter",
   finden wir aber einen Bericht, der Engel in einem ganz anderen Lichte ercheinen läßt:
   Als die Menschen sich vermehrten, wurden ihnen schöne, reizvolle Töchter geboren.
   Die Engel sahen und begehrten sie und sprachen zueinander:
   "Auf, wir wollen uns Frauen aus den Menschenkindern nehmen und uns Kinder zeugen!"
   Zweihundert Engel stiegen hinab auf die Erde
   und verrieten den Menschen die Geheimnisse des Himmels.
   Azrael lehrte den Menschen die Herstellung von Schwertern,
   Messern, Schildern und Brustpanzern und er zeigte ihnen die Bearbeitung
   von Metallen, Armspangen und Schmuck.
   Nachdem die Engel diese Geheimnisse preisgegeben hatten,
   vermischten sie sich mir den Frauen und trieben Unzucht.
   Die Frauen wurden schwanger, doch anstelle normaler Kinder gebaren sie Riesen,
   die untereinander wieder Nachkommen zeugten,
   die zu noch größeren Riesen, den Nephilim, emporwuchsen.
   Die Nephilim brachten ihrerseits noch viel schrecklichere Riesen zur Welt,
   die Eliud, die eine Höhe von 3000 Ellen erreichten 
   (1 Elle = 52,5cm, die Eliud waren somit über 1500 Meter groß).
   Die Riesen verzehrten die ganzen Ernteerträge der Menschen,
   bis nichts mehr übrig war. Da wandten sich die Riesen gegen sie und fraßen
   Menschen und Tiere auf. Bei ihrer Vernichtung schrien die Menschen,
   und ihre Stimmen drangen bis zum Himmel. Michael, Gabriel, Raphael
   und Uriel blickten vom Himmel herab und sahen das viele Blut, das
   auf der Erde vergossen wurde. sie gingen zu Gott und fragten,
   was sie tun sollten.
   Da sprach Gott und beauftragt Uriel, zu Noah zu gehen und ihn vor der Sintflut zu warnen,
   die über die ganze Erde kommen und alles vernichten wird, was auf ihr ist.
   Raphael sollte Azazel an Händen und füßen binden,
   die Wüste aufreißen und ihn in die Finsternis werfen.
   Gabriel befahl er, die Riesen gegeneinander aufzuhetzen,
   damit sie sich selbst im Kampf verbichten.
   Und Michael solle Semjasa und die anderen überwältigen
   und unter den Hügeln der Erde einsperren.
   Daraufhin vollstreckten die Erzengel Gottes Urteil.
   Die abgefallenen Engel wurden in Ketten gelegt und an einen Ort gebracht, 
   wo Himmel und erde zu Ende sind. Dort wurden sie in einen tiefen Abgrund mit ewig
   herabfallenden Feuersäulen gestoßen, wo sie noch heute auf ihre endgültige Verurteilung
   am Tag der Jüngstens Gerichts warten.
   Manchmal gelangen die Tränen dieser Engel an die Erdoberfläche und entspringen als warme Quellen.
   Die Frauen, die die Engel verführt hatten, wurde in Dämoninnen verwandelt.
   Semjasa, der Anführer der Engel, bereute seine Tat.
   Weil er aber nicht mehr in den Himmel zurückgehen konnte, 
   hielt er sich selbst in der Schwebe zwischen Himmel und Erde : 
   das Haupt nach unten und die Füße nach oben, 
   denn es war ihm nicht mehr gestattet, vor dem Herrn den Mund zu öffnen.
   Bis heute schwebt Semjasa in dieser stellung zwischen Himmel und Erde.
   Azazel, der den Menschen die Herstellung von Schwertern und den Gebrauch
   von augenschminke gelehrt hatte, bereute dagegen nichts.Er fuhr
   hinab in die Hölle und wurde Satans Fahnenträger (nach manchen 
   Überlieferungen soll er sogar Satan persönlich sein). Wie dem auch sei, azazel dürfte immer
   noch lüstern und aktiv sein Unwesen treiben wie eh und je.
   Auf Erden fraßen sich die Riesen gegenseitig auf und tranken das Blut.
   Die guten Engel aber halfen Noah beim Bau der Arche, so daß er, 
   seine Familie und die Tiere die Sintflut überlebten,
   während die letzten der schrecklichen Riesen ertranken.
Die Reise durch den Himmel
   Wie wir nun aus Hennochs Bericht ersehen, besitzen Engel
   bei weitem nicht jene Charakterfestigkeit,wie gemeinhin vermutet.
   Es gibt auch keine Garantie, daß sich die himmlischen Heerscharen gebessert haben
   und sich heute weniger leicht in Versuchung führen lassen als früher.
   Nur die höchsten Erzengel Michael, Gabriel,
   Raphael und Uriel sind über jeden Verdacht erhaben. 
   Nachdem wir nun einen ersten Einblick in den Charakter der Engel gewonnen haben,    
   wollen wir uns der zweiten Frage zuwenden: Wo kommen sie her?
   Vom Himmel natürlich. Doch wie sieht der Himmel aus und was machen die Engel dort oben?
   Wiederum ist es Hennoch, der mit einem ungewöhnlichen Bericht alle konventionellen Klischees 
   auf den Kopf stellt,nachdem er in mehreren Reisen den Himmel erforscht hat,
   oder genauer gesagt: die sieben Himmel,denn der Himmel besteht aus sieben Etagen,
   die mit Schnüren und Haken über der Erde aufgehängt sind
   (ohne dieses komplizierte Befestigungssystem würde der Himmel zusammenbrechen).
   Der erste Himmel grenzt direkt an unsere Welt an, während Gott im siebten Himmel thront.
   Daher werden die Gefilde immer paradiesicher, je höher man hinaufsteigt.
   Aber es ist natürlich außerordentlich schwierig,
   bis in den siebten Himmel emporzulangen.
   Selbst der Apostel Paulus soll es nur bis zum dritten Himmel geschafft haben.  
   Es ist hier nicht der Platz, um Henochs Schilderungen in allen Einzelheiten wiederzugeben,
   wir wollen uns deshalb auf die wichtigsten Punkte beschränken, die die Engel betreffen:
   Ein Wirbelsturm riß Henoch von der Erde fort und setzte ihn am Ende des Himmels ab,
   wo ihn mehrere Engel in Empfang nahmen, um ihm die Geheimnisse des Himmels zu zeigen.
   Henoch sah ein unüberschaubares Heer von Engeln,
   tausendmal tausend und zehntausendmal zehntausend,
   die um Gottes Thron versammelt waren und den Herrn priesen.
   Die Engel führten ihn durch den Himmel und sie kamen an einen schrecklichen Ort.
   Hennoch erblickte einen riesigen Abgrund mit lodernden Feuersäulen.
   Jenseits dieses Abgrunds war ein Gebiet,das weder das Firmament des Himmels über sich
   noch das Fundament der Erde unter sich hatte,und es gab kein Wasser und keine Vögel.
   Ein Heer von Strafengeln ging mit Peitschen und Eisenfesseln umher.
   Henoch war erstaunt,und Uriel erklärte ihm:
   "Dies ist der Ort, an dem die Engel bestraft werden,die sich mit Frauen vermischt haben."
   (Mann kann verstehen, daßdie Kirchväter Henochs Bücher nicht in die Bibel aufgenommen haben,
   denn wer will schon in den Himmel kommen,wenn es dort genauso zugeht wie in der Hölle?)
   Danach spazierten sie durch den Garten Eden,in dem wohlriechende Bäume standen,
   und erreichten schließlich das Ende der Erde,auf dem der Himmel ruhte.
   Der Himmel war voller Tore, und durch jedes dieser kleinen Tore zogen die Sterne hindurch
   und liefen auf der vorgeschriebenen Bahn nach Westen.
   Auch Sonne und Mond fuhren mit Wagen,die der Wind trieb,
   durch die jeweils für sie bestimmten Tore hindurch.
   Tausende von Engeln wachten darüber,daß Sonne,Mond und Sterne 
   zu den festgesetzten Zeiten durch die Tore fuhren 
   und pünktlich am Himmel erschienen und daß sie nicht von ihrer Position abwichen.
   Auf dem Weiterweg sah Henoch die Vorratskammern der Winde,
   des Hagels,des Schnees,des Frosts,des Nebels,
   des Taues und des Regens,die alle von Engeln geleitet wurden.
   Ein Engel kam und öffnete die vorratskammer des Regens,
   der sich daraufhin über das ganze Land ergoß.
   (Mohammed ging später sogar so weit zu behaupten,
   daß jeder einzelne Regentropfen von einem Engel begleitet wurde.
   Böse Zungen meinen dagegen,der Regen sei die Klospülung der Engel) :op
Die Aufgaben der Engel
   Henochs Schilderungen beeindruckten die Gläubigen
   und so entstand die Vorstellungen, 
   dass Engel das gesamte Universum lenken.
   Neben den vielfältigen Aktivitäten im Himmel
   erfüllen die Engel aber auch zahlreiche Aufgaben
   auf Erden oder sie vermitteln zwischen
   Himmel und Erde. Das Wort "Engel"
   stammt ja vom griechischen "angelos" ab, was Bote,
   Botschafter oder Vrkünder bedeutet. 
   Wir wollen daher jetzt die verschiedenen Berufe der Engel näher untersuchen.
Botenengel
   Engel überbringen den Menschen Botschaften Gottes.
   Das wohl berühmteste Beispiel ist die Verkündigung an Maria:
   Der Erzengel Gabriel erschien der Jungfrau Maria 
   und verkündet ihr die Geburt Jesu (Lukas 1, 26-38). 
   Bis zum heutigen Tage sind unzählige Menschen Engeln begegnet
   und haben Nachrichten empfangen. Im Internet git es bereits ein "Angel Network"
   (http://www.netangel.com) mit den aktuellsten Berichten. 
   Nebenbei bemerkt zeigen diese Beispiele, 
   dass Engel phantastische Fremdsprachen-Genies sein müssen, 
   denn sie überbringen ihre Botschaften immer in der Muttersprache des Empfängers
   Umgekehrt bringen Botenengel auch die Gebete der menschen zu Gott hinauf,
   sie fliegen also ständig auf und nieder. Wenn man bedenkt, dass wohl jedem Menschen 
   ein Botenengel zugeteilt ist, kann man sich vorstellen,
   welch reger Flugverkehr zwischen Himmel und Erde herrscht.
   Abschließend sei noch eine Warnung ausgesprochen: 
   Nicht jeder Engel ist ein Gesandter Gottes!
   Da ja auch die Höllenengel früher im Himmel lebten,
   verstehen sie es perfekt, sich als himmlische Boten zu verkleiden. 
   So verhinderte beispielsweise der Dämon Lahasch, dass die Gebete von Moses zu Gott aufstiegen 
   (wofür er aber vom Allmächtigen mit 70 feuerstößen bestraft wurde).
   Wer also einem Engel begegnet, prüfe sorgfältig seine Herkunft.
Schutzengel
   Die Vorstellungen, dass Gott jedem Menschen einen persönlichen Schutzengel zugeteilt hat, 
   geht zurück auf Psalm 91,11:"Denn er befiehlt seinen Engeln,
   dich zu behüten auf all deinen Wegen.
   "Der Engel breitet seine Flügel aus, umschließt seinen Schützling und wehrt alle Dämonen ab, 
   die ständig auf der Lauer liegen und auf eine Gelegenheit warten,
   den Menschen Unheil zuzufügen.
   Unklar bleibt allerdings, wie viele Schutzengel über einen Menschen wachen. Im Talmud,
   dem Sammelwerk jüdischer Gesetze und Überlieferungen, heißt es, jeder Jude habe von Geburt an 
   11 000 Schutzengel. An anderer Stelle wird diese gigantische Zahl jedoch auf bescheidene
   zwei Dienstengel reduziert (Taanit, 11a). Nach einer alten Vorstellung der Rabbiner
   besitzt sogar jeder Grashalm einen eigenen Schutzengel , 
   der ihm gut zuredet und beim Wachsen hilft.
   Die Katholische Kirche äußertse sich nie offiziell zu dieser Frage. 
   Doch schrieb der Kirchenlehrer Hermas im 2. Jahrhundert n. Chr., 
   dass jedem Menschen zwei Engel zugestellt seien, ein guter, 
   der ihn bewacht, und ein böser, der ihn versucht. Durch sein Handeln 
   stärkt der Mensch entweder den einen oder den anderen. Wenn am Ende des Lebens 
   der gute Engel kräftiger ist, wird er die Seele zum ewigen Licht geleiten.
   Andernfalls reißt sie der Dämon hinab in die Finsternis.
   Während normalen Menschen also nur ein einziger guter Engel beisteht, 
   genießen Heilige vermehrten Schutz. Man mag es als ungerecht empfinden,    
   dass Gott die Heiligen bevorzugt behandelt und besonders gut beschützt,    
   obwohl ihnen ein Platz im Himmel sowieso sicher ist. Aber wir dürfen nicht vergessen, 
   dass es den Dämonen seit jeher ein sadistisches Vergnügen bereitet,    
   gerade Heilige und Mönche mit allerlei Verlockungen in Verderben zu stürzen.
Racheengel
   Sie werden auch Strafengel, Folterengel, Würgeengel oder Engel des Zorns genannt.
   Der Gott des Alten Testaments war ein strenger Richter.Oft legte er aber nicht
   selbst Han(f)d an ;oP , sondern delegierte die Vollstreckung seiner Urteile an Racheengel.
   Aus Henochs Reisebericht wissen wir, daß himmlische Engel mit Ketten und Peitschen
   auszogen, um ihre abtrünnigen "Ex-Kollegen" zu foltern. Hier nun einige weiter
   Beispiele aus der Bibel:
   "In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus
    und erschlug im Lager der Assyrer 185 000 Mann." (Zweites Buch der Könige 19,35)
   
   "Ein Engel ließ in drei Tagen 70 000 Israeliter an der Pest sterben."    
   (Zweites Buch Samuel 24,15)
   
   "Im selben Augenblick schlug ihn [Herodes Agrippa] ein Engel des Herrn,
    weil er nicht Gott die Ehre gegeben hatte. Und von Würmern zerfressen,
    starb er."
   (Apostelgeschichte 12,23)
   In der Apokalypse führen die sieben Engel, die nacheinander
   die sieben Posaunen blasen, den Weltuntergang herbei. Daneben warten weitere
   Engel des Zorns auf ihrenEinsatz: "Da wurden due vierte Engel losgebunden,
   die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der
   Menschen zu töten." (Offenbarung 9,15)
   All diese Bibelstellen beziehen sich auf himmlische Engel, die
   auf Auftrag Gottes handeln. Was erwartet uns da erst in der Hölle? Foltern
   gehört ja bekanntlich zu den Lieblingsbeschäftigungen der Höllenengel. 
   So verwundert kaum, daß die Dämonen in dieser Hinsicht bestens organisiert
   sind. Kemuel befehligt 12 000 Engel der Zerstörung. Ksiel straft die Völker
   mit einer Feuerpeitsche. Lahatiel, "Der Flammende" ,herrscht an den
   Toren des Todes. Puriel,der "feurige und gnadenlose Engel", prüft
   und quält die Seelen. Insgesamt, so vermutet die jüdische Überliefeung,    
   sind 90 000 Strafengel am Werk.
Wächterengel
   Nachdem Gott Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben hatte,
   stellte er am Eingang Cherubim mit lodernden Flammenschwertern auf, damit die
   Menschen nie wieder in den Garten Eden zurückkehren können (Genesis    3,24).
   Verständlicherweise ist die Bewachung des Paradieses eine außerordentlich
   verantwortungsvolle Aufgabe, mit der Gott keine gewöhnlichen Engel betrauen
   konnte. Er wählte deshalb die Cherubim, die nach den Seraphim die zweithöchste
   Engelklasse bilden und somit als loyale Diener gelten dürfen.
   Neben der Bewachung des Paradieses steht Gott natürlich
   vor dem ganz allgemeinen Problem, den gesamten Himmel gegen Angriffe der Dämonen
   verteidigen zu müssen. Auch diese Aufgabe übertrug er einer eigenen
   Engelklasse, den sogenannten Gewalten. Diese sind allerdings weit weniger zuverlässige
   Wächter als die Cherubim, wie folgende Geschichte zeigt: Als Satan rebellierte,
   schlossen sich zahlreiche Engel aus der Klasse der Gewalten ihm an, was einge
   Zweifel an der Sicherheit des Himmels aufkommen läßt. Grundsätzlich
   aber erscheinen Engel geradezu prädestinert für den Wächterdienst,
   weil sie nie schlafen, doch leider hapert es manchmal an ihrer Charakterfestigkeit.
Todesengel
   Die Vorstellung von Todesengeln ist uralt und findet sich in
   vielen Kulturen. Ein ägyptisches Relief aus der Zeit um 1340 v. Chr. zeigt
   Nephthys, die in den Gräbern wohnende Göttin des Todes und des Sonnenuntergangs,
   mit geflügelten Armen. Auch die Griechen stellten Thanatos, den Gott des
   Todes, als Jüngling mit flügeln dar. Der Tod erschien somit in Gestalt
   eines Engels. Zwar gab das Bild vom Tod als Skelett und schauriger Knochenmann
   auch schon in der Antike, doch erst in der Pestzeit des Mittelalters konnte
   es die Vorstellung von Todesengeln verdrängen.
 Deutungs- und Geheimhaltungsengel
   Manchmal sind Gottes Botschaften dermaßen unverständlich, daß ein
   Deutungsengel (angelus interpres) sie erklären muß, wie es geschehen
   ist im Falle des Sacharja: „In dieser Nacht hatte ich eine Vision: Ich sah 
   einen Mann auf einem rotbraunen Pferd. Er stand zwischen den Myrcenbäumen
   in der Tiefe, und hinter ihm waren rotbraune, blutrote und weiße
   Pferde. Ich fragte: Herr, was bedeuten diese Pferde? Und der Engel, der
   mit mir redete, sprach: Ich will dich sehen lassen, was sie bedeuten."
  (Sacharja l,^-9)
   Engel sollen auch )edes Kind vor seiner Geburt belehren. Sobald es aber
   an die Luft der Welt komme, erscheint ein Engel, legt ihm seinen Finger
   auf die Lippen und läßt es alle Weisungen vergessen. Deshalb werden die
   Menschen mit einer Kerbe in der Mitte der Oberlippe geboren und können
   sich an nichts erinnern.
   Geheimhaltung gehört nämlich ebenfalls zu den Pflichten und Aufgaben
   der Engel. In der Apokalypse heißt es, daß ein gewaltiger Engel vom
   Himmel herabstieg und Johannes ein kleines, aufgeschlagenes Buch
   übergab. Als Johannes die Geheimnisse dieses Buches niederschreiben
   wollte, verbot es Gott und befahl ihm statt dessen, das Buch aufzuessen
   (Offenbarung 10,1-11),
   Gottes Sorge um die Geheimnisse des Himmels wird verständlich,
   wenn wir bedenken, daß sich Höllenengel immer wieder in den Himmel
   einschleichen, um diese Geheimnisse auszuspionieren. Die abtrünnigen
   Engel, die zu den Frauen hinabgestiegen waren, kannten nämlich nur einen
   Bruchteil der Geheimnisse und versuchen bis zum heutigen Tage,
   weitere auszuforschen. So wollte der Höllenfürst Biqua den Erzengel
   Michael dazu verführen, ihm den verborgenen Namen Gottes zu verraten.
   Wer diesen Namen kennt, erhält eine ungeheure Machr, weshalb auch nur
   Michael ihn weiß. In eine Beschwörungsformel eingesetzt, enthüllt der
   verborgene Name Gottes, wie der Himmel aufgehängt und die Erde geschaffen
   ist, aber natürlich hat Michael nichts ausgeplaudert.
   Sonderbeauftragter für die Geheimhaltung ist der Erzengel Raziel, der
   „Engel der geheimen Regionen und der höchsten Mysterien". Raziel
   Stand vor dem Problem, daß die Geheimnisse des Himmels so geheim waren,
   daß niemand sie kannte - auch die guten Engel nicht. So verfaßte er
   das sagenumwobene „Buch des Erigels Raziel", in dem er die 15 00 Schlüssel
   zu den Mysterien des Universums erklärte. Leider entschied er sich im
   letzten Moment, seine Erklärungen sicherheitshalber doch wieder zu verschlüsseln,
   so daß sie nicht einmal von den höchsten Engeln verstanden
   wurden.
   
Schreibeengel
   Wie wir am Beispiel Raziels gesehen haben, sind Engel auch
   schriftstellerisch tätig. Ganz allgemein obliegt es den Engeln,
   über jeden Menschen ein „Buch des Lebens" zu führen und alle guten
   und schlechten Taten festzuhalten. Am Tag des Jüngsten Gerichts werden
   die Toren nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern 
   geschrieben steht (Offenbarung 20,12).
   Wir können nur hoffen, daß die Engel ihre Aufgabe ordentlich erfüllen,
   denn wer am Tag des Jüngsten Gerichts ohne Buch dasteht, hat Pech
   gehabt. In der Apokalypse (Offenbarung 20,15) heiße es: 
   „Wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen"
   und zwar unabhängig davon, ob er ein gutes oder schlechtes Leben geführt hat.
Kriegsengel
   
   „Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben
   sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel
   kämpften, aber sie konnten sich nicht hallen, und sie verloren ihren Platz
   im Himmel, Er wurde gestürmt, der große Drache, die alte Schlange, die
   Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf
   die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen."    
   (Offenbarung 12,7-10)
   Der große Krieg im Himmel, den Johannes hier in der Apokalypse beschreibt,
   fand vermutlich am zweiten Scilöpfungstiig statt. Als Saran
   merkte, daß er die Schlacht nicht gewinnen konnre, änderte er seine Taktik
   und versucht seither, die Menschen zu verführen. Trotzdem muß Gott
   jederzeit mit einem neuerlichen Angriff rechnen und hat deshalb eine eigene
   Engelklasse, die Gewalten, mit der Verteidigung des Himmels beauftragt.
   Ihr Anrührer ist Camael, der 144 000 Kriegsengel befehligt.
   Natürlich rüstet auch Satan auf. Der Höllenfürst Beleih kommandiert 85
   und Croceli 48 Legionen Teufel, Denn am Tag des Jüngsten Gerichts ,
   kommt es ja zur großen Entscheidungsschlacht. Wenn wir Johannes
   glauben, sieht allerdings schon jetzt resc, daß Gott mit seinen himmli-
   schen Heerscharen triumphieren wird (Offenbarung 20,2). Es muß für
   Satan ziemlich deprimierend sein, heute schon zu wissen, daß er den End-
   kampf verlieren wird. Trotzdem scheint er noch nicht jede Hoffnung auf ,
   einen Sieg aufgegeben zu haben.
   Ihr kennt nun die wichtigsten Aufgaben der Engel. Euch mag
   auffallen, daß Engel regelrechte „Workaholics" zu sein scheinen, die
   niemals schlafen, rund um die Uhr arbeiten, unzählige Pflichten erfüllen
   müssen und keine Freizeit besitzen. Vielleicht sieht man darum auf
   Gemälden oder bei Skulpturen so gut wie nie lachende, fröhliche Engel.
   Es gibt auch keine Überlieferungen, daß ein Enge! jemals einen Witz 
   erzählt hätte. Der Vollständigkeit halber sei aber noch erwähne, daß einige
   wenige (aber wirklich nur sehr wenige) Berichte existieren, denen zufolge
   ein paar Engel einfach nur herumstanden und miteinander plauderten.
   Aus den bisherigen Schilderungen wissen wir, daß das
   Heer der Engel unvorstellbar groß ist- und daß Engel
   schwierige, komplizierte Aufgaben bewältigen müssen.
   Es dürfte wohl jedem einleuchten, daß dieses System nicht ohne eine straffe
   hierarchische Organisationsstruktur funktionieren kann, an deren Spitze Gott
   sieht und deren Basis die breite Masse der gewöhnlichen Engel bildet.
   Dazwischen liegen verschiedene Führungsebenen, auf die ich nun näher
   eingehen wollen.
   Um das Jahr 500 n. Chr. schrieb ein vermutlich syrischer Theologe und
   Mystiker unter dem Pseudonym Dionysius Areopagira das Buch „Über
   die himmlische Hierarchie", in dem er neun Engdchöre aufzähire, in drei
   Abteilungen gruppierte und folgendermaßen anordnete:
   OBERE TRIADE
   l. Seraphim 2- Cherubim 5. Throne
   MITTLERE TRIADE
   4. Herrschaften 5. Mächte 6. Gewalten
   UNTERSTE TRIADE
   7. Fürstentümer 8. Erzengel 9. Engel
   Diese Einteilung war seinerzeit heftig umstritten, wurde aber im !3,
   und 14. Jahrhundert von Thomas von Aquin in seiner „Summa Theolgica"
   und von Dante in der „dörclichen Komüclle" übernommen und fand
   dadurch allgemeine Anerkennung.
   Jetzt mag man sich nun wundern, daß die berühmten Erzengel in dieser Hierarchie
   bloß an vorletzter Stelle stehen. Die Erklärung ist einfach:
   Michael, Gabriel, Raphael und Uriel gehören nicht nur zu den Erzengeln,
   sondern auch zu den Seraphim, teilweise sogar noch zusätzlich zu den
   Cherubim. Da diese höchsten Engel mehrere Amter gleichzeitig ausüben,
   erscheint es logisch, daß sie mehreren Klassen angehören.
Seraphim
   Der Prophet Jesaja beschreibt die Seraphim folgendermaßen:"Jeder hat-
   te sechs Flügel: Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihr Gesicht, mit zwei 
   bedeckten sie ihre Füße, und mit zwei flogen sie." (Jesaja 6,2)Die Seraphim
   umkreisen unaufhörlich Gottes Thron und singen: „Heilig, heilig, heilig
   ist der Herr." Außerdem sollen sie die Menschen zu göttlicher Liebe entflammen.
Berubim
   Nach der Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies ließ Gott den
   Eingang von Cherubim mit lodernden Flammenschwertern bewachen.
   Diese grimmigen Engel sollen Adam so erschreckt haben, daß er sich nie
   wieder in die Nähe des Paradieses traute.
   Neben ihrem Wächteramt füngieren die Cherubim auch als Gottes
   „Chauffeure". Ezechiel schildert, daß die Cherubim selbst den Thronwagen bilden,
   auf dem Gott vom Himmel zur Erde niederschwebt bzw. wieder zurückfliegt.
   „Da verließ die Herrlichkeit des Herrn die Schwelle des
   Tempels und nahm wieder ihren Platz über den Cherubim ein. Die Cherubim
   bewegten ihre Flügel und hoben sich vor meinen Augen vom Boden empor."
  (Ezechiel 10,18-19)
   Ferner berichtet Ezechiel, daß die Cherubim vier Flügel besitzen
  (vielleicht weil Gott so gewichtig ist?).
THRONE
   
   Sie sind zweifellos die seltsamsten Engel. Ezechiel beschreibt sie als Räder,
   die neben Gottes Thronwagen herrollen: „Unter den Flügeln der Cherubim wurde
   etwas sichtbar, das wie eine Menschenhand aussah. Und ich
   sah neben den Cherubim vier Räder, ein Rad neben jedem Cherub." 
  (Ezechiel 10,8-9) An anderer Stelle vergleicht Ezechiel die Throne mit
   glühenden Kohlen, etwa wie Fackeln, die zwischen den Cherubim hin und
   herzuckten (Ezechiel 1,13). Weitere Berichte von Elia und Henoch
   bestätigen diese Aussage. Es bleibt der Phantasie des Lesers überlassen,
   sich die Throne vorzustellen. Genauere Informationen über diese mysteriösen Engel
   liegen jedenfalls nicht vor.
4.HERRSCHAFTEN
   Die Aussagen über ihre Aufgaben sind leider nicht einheitlich. Manche
   meinen, die Herrschaften regeln die Pflichten der Engel, andere behaupten,
   daß sie als Mittler der Gnade dienen, wieder andere glauben, daß sie
   das gesamte Universum verwalten.
5.MÄCHTE
   Die Engel dieser Klasse lieben es, auf Erden Wunder zu wirken,zum Beispiel
   indem sie Kranke heilen, sich als Exorzisten betätigen oder Tote auferwecken.
   Ferner flößen sie Mut ein, wenn er am meisten gebraucht wird.
   Die Mächte steuern die Bewegungen von Sonne, Mond und Sternen und
   können in den Lauf der Welt eingreifen.
6.GEWALTEN
   Sie müssen den Himmel vor Angriffen der Dämonen schürzen.
   Seltsamerweise hat Gott diese verantwortungsvolle Aufgabe an eine der wankelmütigsten
   Engelklassen übertragen. Als Satan nämlich versuchte,
   Gott zu stürzen, schloß sich ein Drittel der Engel seiner Rebellion an, und
   die meisten Überläufer kamen aus der Klasse der Gewalten.
   Nachdem der Aufstand gescheitert war, änderte Satan seine Taktik und
   führt seither die Menschen in Versuchung. Damit ist die Seele zum Schauplatz
   des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse geworden. Folglich besteht 
   die neue Aufgabe der Gewalten darin, die Seele jedes einzelnen vor
   den Verlockungen der Dämonen zu schützen. Nach dem Tode führen die
   Engel die Seele in den Himmel und verhindern dadurch, daß sie in die
   Hände der Teufel fällt oder sich auf der Astralebene verirrt.
7. FÜRSTENTÜMER
   Die Engel dieser Klasse beschützten ursprünglich große Städte, Länder
   und Völker dieser Erde. Sparer wurden sie auch mit dem Schutz der Religion
   beauftragt. Einer der Fürsten, Cervill, soll David beim Kampf gegen
   Goliath geholfen haben.
8. ERZENGEL
   Sie sind zweifellos die „Superstars" unter den Engeln, denn ohne ihren un-
   ermüdlichen Einsatz wäre die Welt wohl schon längst in Satans Hände ge-
   fallen. Leider dauert bis heute ein unheiliger Streit an, wer die Erzengel
   nun wirklich sind. Früher herrschten sogar Zweifel, ob es vier oder sieben
   seien, bis die Kirche per Dekret die Zahl Sieben festlegte. Doch nur Mich-
   ael, Gabriel, Raphael und Uriel gehören sicher zu den Erzengeln. Für die
   restlichen drei Plätze gibt es mehrere Anwärter. Henoch nennt Raguel,
   Sariel und Remiel, doch auch Metatron, Anael und Raziel kommen in
   Frage. Wie dem auch sei, wir wollen jetzt näher auf die berühmtesten Erz-
   engel eingehen.
MICHAEL
   Sein Name bedeutet „Wer ist wie Gott". Michael ist nach christlicher Tra-
   dition der ranghöchste Engel und Gottes persönlicher Vertrauter. Er wird
   als stark, jung und stattlich beschrieben und oft mit Rüstung und
   Schwert dargestellt, denn er befehligt das Heer der Kriegsengel. Michael
   gelang es, Satans Aufstand niederzuschlagen und ihn aus dem Himmel zu
   werfen (Offenbarung 12,7-9). Dieser Sieg beflügelte die Phantasie der
   Gläubigen und in der Folge wurden Michael allerlei weitere Heldentaten
   zugeschrieben, obwohl keineswegs feststeht, ob sie wirklich aufsein Kon-
   to gehen:
   Michael soll jener Engel gewesen sein, der in einer einzigen Nacht
   185 000 Assyrer erschlug (Zweites Buch der Könige 19,35). Er erschien
   Moses im brennenden Dornbusch und rettete später dessen Seele vor den
   Klauen des Satans. Er fiel Abraham in den Arm, als dieser seinen gelieb-
   ten Sohn Isaak opfern wollte (andere Quellen meinen, es sei Metatron ge-
   wesen, der Abraham aufhielt). Michael befreite Petrus aus dem Gefäng-
   nis. Er erschien in der Zelle und führte Petrus wie in einem Traum an den
   Wachen vorbei. Erst als sie auf die Gasse traten, merkte Petrus, daß er
   wirklich in Freiheit war (Apostelgeschichte 12,7-10). Ferner soll Micha-
   el mit Jakob gerungen haben: Jakob kämpfte mit einem Engel und woll-
   te dessen Segen, doch der Engel weigerte sich. Daraufhin ließ Jakob
   den Engel einfach nicht mehr los und sie rangen die ganze Nacht. Ob-
   wohl der Engel Jakobs Hüftgelenk ausrenkte, hielt er durch. Als die
   Morgenröte aufstieg, gab der Engel schließlich nach und segnete Jakob
   (Genesis 32,25-30). Anzumerken bleibt, daß dieser Engel wahrschein-
   lich nicht Michael, sondern Uriel war.
   Was an diesen Legenden dran ist, läßt sich schwer beurteilen. Zweifel-
   los ranken sich um keinen anderen Engel so viele Mythen wie um Micha-
   el und es paßt daher zu seinem Image, daß er sich angeblich an zwei oder
   mehreren Orten gleichzeitig aufhalten kann.
   Abschließend seien noch zwei Aufgaben erwähnt, über die wir zuver-
   lässigere Informationen besitzen. Aus der Baruch-Apokalypse wissen wir,
   daß Michael den Schlüssel zum Himmel aufbewahrt. Ohne seine Prüfung
   kann niemand durch das Himmelstor gelangen. Michael gilt somit als
   Engel der Gerechtigkeit, und im 12. Jahrhundert entstand daraus die
   Vorstellung, daß er die Seelen der Verstorbenen mit einer Waage abwiegt.
   In der einen Waagschale sitzt die Seele, in die andere kommen alle Sün-
   den. Wiegen die Sünden schwerer, so ist die Seele zu ewigen Höllenqua-
   len verdammt. Andernfalls geleiten sie die Engel zum Himmel empor.
   Natürlich versuchen hinterhältige Dämonen, ein faires Abwiegen zu
   verhindern, indem sie nicht nur alle Lasten des irdischen Lebens in die Ge-
   genschale werfen, sondern sich selbst noch dazusetzen und die Schale nach
   unten drücken. Aber da kennen sie Michael schlecht! Mit Schwert oder
   Lanze verscheucht er alle Teufel und prüft die Seelen mit strenger Objek-
   tivität.
GABRIEL
   Sein Name bedeutet „Die Stärke oder die Zeugungskraft Gottes", denn
   Gabriel ist für Geburten zuständig. Zuerst erzählte er Daniel, daß ein
   Messias kommen werde. Später sagte er die Geburt von Johannes dem
   Täufer voraus und schließlich erschien er Maria, um die Geburt Jesu an-
   zukündigen.
   Gabriel ist der Genius des Mondes, weshalb alles Weibliche und ganz
   besonders die Menschenfrau mit ihrem leiblichen und seelischen Leben
   unter seiner Obhut steht (der Mond ist nämlich in allen Kulturen weib-
   lich, lediglich im Deutschen sagen wir „der Mond" und „die Sonne").
   Als weitere wichtige Aufgabe Gabriels gilt die Inspiration.Gabriel öff-
   net die „Tore des Himmels" und er war es ja, der Mohammed den Koran
   diktierte.
RAPHAEL
   Sein Name bedeutet „Gott heilt". Raphael ist der Arzt,der die Menschen
   in die Geheimnisse der Medizin einweiht. In der Bibel wird sein Wirken
   ausführlich im Buch Tobit geschildert:
   Der alte Tobit erblindete und verarmte in der Folge. Da erinnerte er
   sich, daß er früher in der fernen Stadt Rages einen Beutel voll Silbermün-
   zen deponiert hatte. Er wollte seinen Sohn Tobias losschicken, um das
   Geld zu holen, zögerte aber, weil die Reise nach Rages lange und gefähr-
   lich war. Deshalb empfahl er Tobias, sich einen Begleiter zu suchen.
   Tobias traf auf den Erzengel Raphael, der sich aber nicht zu erkennen
   gab, sondern als ganz gewöhnlicher Mann erschien. Gemeinsam machten
   sie sich auf den Weg. Als Tobias am Abend in einem Fluß badete, wollte
   ihn ein großer Fisch verschlingen. Tobias gelang es jedoch, den Fisch an
   Land zu werfen. Raphael gebot ihm, Herz, Leber und Galle des Fisches
   aufzubewahren und mitzunehmen.
   Auf der Weiterreise kamen sie zu einem Verwandten Tobits, der eine
   wunderschöne Tochter mit Namen Sara besaß. Unglücklicherweise hatte
   sich der Dämon Asmodeus in Sara verliebt. Jedesmal wenn Sara heiratete
   und ihr Bräutigam mit ihr schlafen wollte, tötete Asmodeus ihn aus Ei-
   fersucht. Siebenmal hatte Sara bereits geheiratet, doch alle sieben
   Ehemänner wurden von Asmodeus in der Hochzeitsnacht erwürgt, so daß
   sich kein Mann mehr an Sara heranwagte.
   Raphael drängte nun Tobias zu einer Heirat mit Sara. Tobias meldete
   verständlicherweise Bedenken an, doch Raphael versicherte ihm, daß ihm
   nichts geschehen werde, wenn er in der Hochzeitsnacht das Herz und die
   Leber des Fisches auf ein Räucherbecken lege. Denn der Geruch vertreibe
   jeden Dämon. Tobias befolgte Raphaels Anweisungen, heiratete Sara und
   legte in der Nacht Herz und Leber des Fisches aufs Räucherbecken. Als
   Asmodeus den Geruch spürte, floh er in den hintersten Winkel Ägyptens
   und wurde dort von Raphael gefesselt.
   Während Tobias bei Sara blieb, reiste Raphael weiter und holte das Sil-
   ber. Gemeinsam kehrten alle drei zu Tobit zurück. Nun erklärte Raphael,
   daß Tobias die Galle des Fisches in die Augen seines blinden Vaters strei-
   chen solle. Tobias tat es und sein Vater erlangte das Augenlicht wieder.
   Jetzt erst gab sich Raphael als Engel zu erkennen. Die beiden Männer fie-
   len vor ihm auf den Boden und bedankten sich. Als sie wieder aufschau-
   ten, war Raphael verschwunden. (Tobit 2,1-12,21)
   Raphael gilt als der kameradschaftlichste, freundlichste und lustigste
   aller Engel. Wahrscheinlich kommt sein fröhliches Gemüt daher, weil er
   der Regent der Sonne ist.
URIEL
   Sein Name bedeutet „Feuer Gottes" oder „Licht Gottes". Manchmal wird
   er auch Phanuel genannt. Henoch berichtet, daß Uriel der Herrscher über
   die Unterwelt ist. In der apokryphen „Offenbarung des Petrus" erfahren
   wir mehr über diesen finsteren Engel:
   Am Tag des Jüngsten Gerichts wird Uriel die Tore der Unterwelt öffnen
   und die Toten auferstehen lassen, auf daß sie endgültig verurteilt werden.
   Die wilden Tiere und Vögel werden alles Fleisch, das sie gefressen haben,
   wieder zurückgeben, auf daß die Menschen wieder sichtbar werden.
   Und die Sintflut wird die Sünder, die in ihr umgekommen sind, freigeben.
   Knochen zu den Knochen, Glieder, Muskeln, Nerven, Fleisch und
   Haut und Haare drauf. Und Uriel wird den Körpern wieder Seele und
   Geist geben und die Sünder vor Gott führen. Man wird sie mit den Wohnungen,
   in denen sie gehaust haben, im ewigen Feuer verbrennen. Männer und Frauen,
   die Gott gelästert haben, wird man an ihren Zungen aufhängen und unter
   ihnen ein nie verlöschendes Feuer bereiten.
   Uriel scheint ein recht unangenehmer Zeitgenosse zu sein, dem man
   lieber aus dem Weg geht. Sein später angefügter Beiname lautet Fortus
   Socius (der starke Genösse). Wahrscheinlich war es Uriel, der mit Jakob
   gerungen hat, und nicht Michael. Denn jedesmal wenn Gott eine starke
   Hand brauchte, beauftragte er Uriel, den „Engel der Vergeltung". Uriel
   soll einer jener Engel sein, die mit flammendem Schwert am Eingang des
   Paradieses stehen. Außerdem wacht er über Donner und Schrecken.
   Abschließend seien zwei Aufgaben in Erinnerung gerufen, die wir bereits
   aus Henochs Berichten kennen und die Uriel in einem etwas günstigeren Lichte
   erscheinen lassen: Uriel ist für alle Himmelslichter verantwortlich
   und er war es, der Noah vor der Sintflut warnte.
METATRON
   Er gilt als der rätselhafteste Erzengel, dessen Geheimnis am schwersten zu
   lüften ist. Selbst die Bedeutung seines Namens bleibt im dunkeln. Es
   könnte eine Abkürzung des griechischen „Metathronios" sein, was soviel
   heißt wie „der einen Thron neben Gott einnimmt". Das würde bedeuten,
   daß Metatron hoch über allen Engeln als „kleinerer Gott" neben 
   dem Allmächtigen residiert. Der Jalkut Hadasch, ein Kommentar zur
   hebräischen Bibel, stützt diese These durch folgende Geschichte:
   Zwei ägyptischen Zauberern gelang es, sich mit einem Trick in den
   Himmel einzuschleichen. Sie besichtigten alles, wollten dann aber nicht
   mehr gehen. Für Gott entstand eine peinliche Situation und er beauftragte
   Michael und Gabriel, die beiden Zauberer hinauszuwerfen. Doch Michael und
   Gabriel schafften es nicht. Verzweifelt rief Gott nach Metatron,
   dem es schließlich gelang, die Zauberer zu vertreiben. Daraufhin wurde
   Metatron von Gott über Michael und Gabriel gesetzt.
   In christlichen Überlieferungen finden wir kaum Hinweise auf Metatron,
   während er nach den Aussagen der Kabbala, der jüdischen Geheimlehre,
   ohne jeden Zweifel der höchste Engel ist und sogar über Michael
   steht. Metatrons Überlegenheit erscheint plausibel, denn es gibt Hinweise,
   daß er von seiner Statur her der größte Engel ist. Seine Höhe wird auf
   2,40 bis 3,90 Meter geschätzt.
   Doch Metatron besitzt auch eine dunkle Seite. Der Talmud, das Sammelwerk
   jüdischer Lehre, weist daraufhin, daß sich folgende Bibelstelle,
   in der Gott zu Moses spricht, auf Metatron bezieht: „Ich werde einen Engel
   schicken, der dir vorausgeht. ... Ich sende meinen Schrecken vor dir
   her, ich verwirre jedes Volk, zu dem du kommst, und alle deine Feinde lasse
   ich vor dir die Flucht ergreifen." (Exodus 23,20 und 27)
   Diese Passage läßt erahnen, welch furchterregende Gestalt Metatron
   sein muß. Auch die Kabbala beschreibt ihn als „von Sturm, Donner und
   Blitz umgeben". Die Schilderungen über Metatron dürften wohl endgültig
   mit dem Klischee von den kleinen, niedlichen Engeln aufräumen.

Engel der neunten Klasse
   Während alle Engel der oberen acht Klassen nur ausnahmsweise auf die
   Erde niederkommen, obliegt es den Engeln der neunten Klasse, die Menschen
   zu beschützen und ihnen Botschaften zu überbringen. Sie stellen so
   mit die breite Masse des gewöhnlichen Fußvolkes (oder genauer gesagt:
   Flugvolkes) dar, das in direktem Kontakt zu den Menschen steht.
   Wir wollen jetzt verschiedene Fragen über das Wesen der Engel klären,
   zuvor aber noch die bisherigen Ausführungen kurz zusammenfassen. Wir
   haben unsere Reise in die geheimnisvolle Welt der Engel mit Henochs
   Büchern begonnen, die sich wie die Tatsachenberichte eines Augenzeugen
   lesen und den Anschein erwecken, als gäbe es ein gesichertes Wissen über
   die himmlischen Heerscharen. Doch je weiter wir ins Reich der Engel ein-
   gedrungen sind, desto diffuser wurde dieses Wissen und desto mehr Wi-
   dersprüche tauchten auf: Wer sind die sieben Erzengel? Ist Michael der
   höchste Engel, wie die katholische Kirche glaubt, oder Metatron, wie die
   Kabbalisten behaupten? Hat Michael mit Jakob gekämpft oder Uriel?
   Diese und viele weitere Fragen beschäftigten auch die Gläubigen des
   Mittelalters. Besonders im 12. und 13. Jahrhundert wurde ganz Europa
   von einem regelrechten Engelfieber gepackt, und die Chrisren verlangren
   nach Antworten, Im Jahre 1259 hielt deshalb Thomas von Aquin eine
   Vorlesungsreihe über Engel an der Pariser Universität. Er trug alles zu
   sammen, was man über Engel wußte und leitete daraus logische Schlußfolgerungen ab.
   Anzumerken bleibt, daß Thomas von Aquin selbst keine
   Engelsvisionen hatte. Seine Behauptungen basieren ausschließlich auf der
   Interpretation der Bibel, den Schriften der Kirchenväter und der Logik,
   Wir wollen uns nun einigen zentralen Engelsfragen zuwenden und zur
   Beantwortung alle verfügbaren Quellen heranziehen, nicht nur die 
  „Summa Theologica" des Thomas von Aquin.
   Wie viele Engel gibt es? Während Henoch die Zahl mit „tausendmal
   tausend und zehntausend mal zehntausend" angab, um damit auszu-
   drücken, daß es unvorstellbar viele seien, errechneten die Kabbalisren im
   14. Jahrhundert, daß es exakt 300 655 722 Engel gäbe, wovon allerdings
   knapp die Hälfte, nämlich 133 306 668, zu den Höllenengeln gehörten.
   Welches Geschlecht besitzen die Engel?
   Nach der jüdischen Tradition sind sie männlich,
   nach der christlichen geschlechtslos. Die katholische Kirche geriet damit
   aber in eine Zwickmühle, denn der Fail der Engel, den ich im zweiren Kapitel
   ausführlich geschildert haben und der ja
   auch in der Bibel kurz angedeutet wird (Genesis 6,1-2), stehe in krassem
   Widerspruch zur angeblichen Geschlechtslosigkeit. Die Kirche löste dieses
   Problem im 13. Jahrhundert mit eher obskuren Theorien, wonach es
   ursprünglich im Himmel neun gute Engelklassen und eine böse gegeben
   haben soll. Die Engel der neun guten Klassen waren und sind geschlechtslos,
   während die zehnte Klasse aus lüsternen männlichen Engeln bestand,
   die aber nach ihrer Vermischung mit den Menschenfrauen aus
   dem Himmel verstoßen wurden.
   Können sich Engel fortpflanzen? Nach Henochs Berichten ja, nach
   Meinung der Kirche selbstverständlich nicht. Nur Dämonen können
   Nachkommen zeugen. Die Zahl der guten Engel kann aber ebenfalls
   wachsen, indem die Seelen der Verstorbenen zu Engeln werden.
   Unklar bleibt allerdings, ob sich alle Seelen in Engel verwandeln.
   Thomas von Aquin meinte, daß die Seelen der Menschen durch die Gnade
   Gottes eine so große Herrlichkeit erreichten,
   daß sie den Engeln gleichkämen, 
   daß aber doch stets ein „Naturenunterschied zwischen Menschen und Engeln" bleibe.
   
   Aus welchem Stoff sind Engel beschaffen?
   Die alten Hebräer hielten Engel durchaus für materielle Wesen, während die frühen Kirchenvä-
   ter in der Mitte zwischen Körperlichkeit und Geistigkeit schwankten.
   Thomas von Aquin erklärte die Engel zu „rein-verstandlichen, stofflosen
   Geschöpfen" ohne Leib. Trotzdem können sie sich, wenn sie einem Menschen erscheinen,
   mit einer körperlichen Hülle umgeben. Diese Meinung
   setzte sich schließlich in der katholischen Kirche durch. Anzumerken
   bleibt, daß Engel offensichtlich sehr modebewußt und eitel sind,denn
   immer wenn sie einem Menschen erscheinen,
   passen sie sich dem jeweiligen Schönheitsideal der Zeit an.
   Noch nie hat jemand berichtet, daß ihm ein häßlicher Himmelsbote begegnet sei.
   Besitzen Engel einen freien Willen? 
   Thomas von Aquin meinte,
   daß sie sich im Augenblick ihrer Entstehung frei entscheiden könnten,
   entweder für Gott oder für den Satan.
   Diese Entscheidung bleibe dann bis in alle Ewigkeit gültig.
   Der griechische Theologe Origines (um 185-254n. Chr.) behauptete dagegen, 
   daß Engel diese Wahlfreiheit ihr ganzes Leben lang besäßen.
   Wird jeder Mensch ununterbrochen von seinem Schutzengel bewacht? 
   Ja. Wenn dem Menschen trotzdem etwas zustößt, so geschieht es
   - laut Thomas - als Strafe Gottes und nicht wegen 
   der Nachlässigkeit seines Schutzengels.
   Die Liste der Fragen ließe sich beliebig fortsetzen, doch wir verlieren
   uns hier in intellektuellen Spekulationen. Deshalb wollen wir die himm-
   lischen Heerscharen verlassen und uns nun den Mächten des Bösen zu-
   wenden.Hähä..darauf wartet ihr doch schon alle oder?
   Auf unserem Weg vom Himmel hinab ins dunkle Reich 
   der Hölle machen wir aber noch einen kurzen Zwischenstopp auf Erden und be-
   suchen die Friedhöfe Italiens mit ihren meisterhaften Skulpturen.
Die Mächte des Bösen
   Um das Jahr 600 v. Chr. begründete Zarathuscra in Persien 
   die Religionsgemeinschaft der Parsen.
   Nach Zararhustras Lehre gab es von allem Anbeginn an einen guten 
   und einen bösen Gott, Ormuzd und Ahriman,
   die sich seit Ewigkeit und bis in alle Ewigkeit bekämpfen. 
   Im Alten Testament dagegen fehlt dieser sogenannte Dualismus völlig.
   Nach der Genesis war es einzig und allein Gott, der das gesamte Universum,
   alle Engel und den Menschen schuf.
   Auch Saianael bzw. Luzifer, der später Gottes Todfeind werden sollte, war
   ursprünglich ein Geschöpf Gottes, ja sogar noch mehr: Satanael genoß das
   Privileg, Gottes Lieblingsengel zu sein. Warum er sich später Gottes
   Gunst verscherzte, darüber schweigt die Bibel,
   Der Gort des Alten Testaments war gütig und grausam zugleich. Allfällige
   Bestrafungen nahm er entweder selbst vor (z. B. ertränkte er die gesamte Menschheit
   mit Ausnahme Noahs in der Sintflut, weil ihm der Lebenswandel der Erdenbewohner mißfiel)
   oder er delegierte sie an seine Engel 
  (z. B. brachte ein Engel die Pestüber das Volk Israels).
   Die Vorstellung von einem Teufel, der alles Böse verursacht, 
   gab es zu jener Zeit noch nicht,vielmehr übernahm Satan die Rolle
   eines „Staatsanwaltes", der sozusagen von Amts wegen in Opposition gehen mußte.
   So verwundert es kaum, daß der Name „Satan" im Hebräischen einfach „Ankläger" bedeutet.
   Während der babylonischen Gefangenschaft (586 - 538 v. Chr.) lernten die Juden
   Zarathustras Lehre vom guten und bösen Gott kennen. Die Vorstellung 
   vom ewigen Kampf des Guten gegen das Böse faszinierte die
   Propheten, Im Laufe der nächsten Jahrhunderte verlor Gott daher langsam aber
   stetig alle negativen Attribute und entwickelte sich zu einem
   rein guten Herrscher. Umgekehrt bekam Satan alle bösen Eigenschaften
   zugeschrieben.
   Das Neue Testament vollendete diese Entwicklung und machte Satan
   zur Inkarnation des Bösen. Denn der Himmel und die Erlösung durch    den
   Messias erscheinen umso erstrebenswerter, wenn ihnen Satan und das dä-
   monische Höllenreich gegenüberstehen. Eine Religion, die die Erlösung
   predigt, braucht einfach den Teufel. 
   Für die Kirchenväter des frühen Christentums war die Vorstellung,
   Satan sei nur ein Ankläger im Dienste Gottes,natürlich unhaltbar.
   Für sie stand fest, daß das Böse von Anfang an existiert hatte. Einziges Problem:
   Weder im Alten noch im Neuen Testament gibt es konkrete Berichte über
   Satans Fall. So entstanden folgende Versionen:
   1.Lüsternheit
   Die erste Erklärung, die wir bereits kennengelernt haben, stammt von
   Henoch: Einige Engel sahen, wie lieblich die Menschentöchrer waren, be-
   gehrten sie und stiegen auf die Erde hinab. Die von den Engeln ge-
   schwängercen Frauen gebaren icdoch schreckliche Riesen. Der Ursprung
   des Bösen lag somit in der Sinnlichkeit und Fleischeslust. Diese These
   wurde von vielen Kirchenlehrern akzeptiert, zum Beispie] von Irenäus,
   Athenagoras und Tertullian.
   
  2.Neid
   In den beiden apokryphen Schriften „Die Schatzhöhle" und „Das Leben
   Adams und Evas" finden wir folgende Version:
   Am ersten Tag schuf Gott Himmel und Erde, Wasser, Luft, Licht und
   alle Engel. Darauf folgten die weiteren Schöptungsakte, bis Gott schließlich
   am sechsten Tage Adam erschuf und zu ihm sprach: „Adam, ich mache dich jetzt uum König,
   zum Herrn aller geschaffenen Wesen und Geschöpfe, Dir sollen sie alle dienen!"
   Als die Engel diese Worte hörten, verbeugten sie sich und verehrten Adam,
   Satan sah, welche Größe dem Adam gegeben worden war und beneidete ihn.
   Satan sprach: „Verehret ihn nicht, ihr Engel. Er soll mich verehren,
   mich, der ich Feuer und Geist bin und zuerst erschaffen wurde!" 
   Da geriet Gott in Zorn und stieß Satan und alle Engel, die sich ihm 
   angeschlossen hatten, vom Himmel hinah, Adam aber wurde mit einem feurigen Wagen
   ins Paradies hinauf gefahren, wo Gott ihm aus einer Rippe Eva erschuf.

   Ab Satan sah, wie gut es Adam und Eva im Paradies ging, wurde er von
   Neid vermehrt, Er verwandelte sich in eine Schlange und verführte Eva,
   vom verbotenen „Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse" zu essen.
   Der Rest ist bekannt.
   
   Im Surismus, einer mystischen Richtung im Islam, gibt es eine
   wehmütige Variante dieser Geschichre. Danach schuf Gott am ersten Tag
   die Engel, damit sie ihn lobten und verehrten. Von allen Engeln liebte Satanael
   Gott am meisten. Als Gott später Adam erschuf
   und von den Engeln Unterwerfung verlangte, weigerte sich Saranael,
   weil er die Verehrung Adams als Untreue gegenüber Gott empfand.
   Gott verstand Saranaels Gefühlsverwirrung nicht und warf ihn kurzerhand
   aus dem Himmel hinaus.
  3.Krieg
  In der Apokalypse schildert Johannes, wie im Himmel ein fürchterlicher
   Krieg tobte. Ein Drittel der Engel hatte sich Satan angeschlossen, doch
   Michael und seine Getreuen erhoben sich und besiegten Satans Heer
  (Offenbarung 12,3-10).
   Warum der Krieg ausbrach, bleibt unklar, doch eine mögliche Erklärung besagt,
   daß Gott sozusagen ein Experiment durchführte:
   Als er nämlich bemerkte, daß seine erstgeschaffenen
   Engel durchaus für Sünden empfänglich waren,
   stärkte er sie und festigte sie in ihrem Glauben an das Gute.
   Daraufhin erschuf er eine zweite Gruppe von Engeln, denen er 
   völlig freie Wahl ließ. Gott beobachtete gespannt, wie sie sich verhalten wür
   den. Leider bestätigten sich seine schlimmsten Befürchtungen: Diese
   Zweiterschaffenen gaben sich mit großem Vergnügen der Sünde hin, was
   zum Krieg zwischen guten und sündigen Engeln führte.
  4.Hochmut
  Auguscinus (554-43Ü n. Chr.),der große Kirchenlehrer, lehnte all diese
   Erklärungsversuche ab und entwickelte Statt dessen folgende Geschichte
   über Luzifers/Saianaels Fall: 
   Saianael war ein strahlender Engel, voll Weisheit und von vollendeter Schönheit.
   Er überragte alle anderen Engel und war Gottes Liebling. Doch seine Macht
   und Herrlichkeit stiegen ihm zu Kopf und in einem Anfing von Größenwahn und Stolz
   glaubte er,Gott übertreffen zu können. Er setzte sich auf Gottes Thron
   und hetzte die Engel auf. Ein Drittel von ihnen schloß sich seiner Rebellion an.
   Als Gott sah, daß Saranael auf seinem Thron residierte, überkam ihn
   unbändiger Zorn und er befahl dem Engel Micha, Sacanael aus dem Himmel zu werfen.
   Micha versuchte es, doch Sacanael versengte ihn mit Feuer, denn er besaß noch immer
   die göttliche Mache. Die Endsilbe „ei" bedeutet nämlich „Gott", Daraufhin raubte
   Gott ihm diese Mache und gab sie Micha,
   so daß Saranael zu Satan und Micha zu Michael wurde'.Nach
   einer dreitägigen Schlacht gelang es Michael, den Satan und 
   seine Anhänger zu besiegen. Satan fiel kopfüber aus dem Himmel und sein Fall
   dauerte neun Tage, bis er in der untersten Hölle ankam.
   Diese Version setzte sich schließlich durch, denn sie paßte besser zu den
   Vorstellungen späterer Kirchenlehrer, 
   die den Teufel schon fast als selbständigen Gott ansahen.
   Auch auf die Gläubigen übre diese Geschichte
   die größte Faszination aus. Das Böse besitzt eine eigene Anziehungskraft,
   und je größer die Macht ist, die man dem Teufel zugesteht, desto größer
   wird auch die Faszination, die er ausübe. Ein mächtiger Erzengel ist in
   dieser Hinsicht eine wesentlich imposantere Figur als ein paar lüsterne
   Engel.
   Die Menschen glauben an die Rebellion Sacanaels wohl auch deshalb,
   weil sie in ihrem Inneren gleiche Triebe spüren- Freiwillig oder unfreiwillig
   bewundert man, wie sich Saranael als Ur-Typ des Rebellen gegen
   jede Autorität auflehnte und auch spater, nach seinem Fall, immer noch
   meinte: „Es ist besser, in der Hölle zu herrschen, als im Himmel zu dienen."
  (John Milcon, Das verlorene Paradies)
An den Pforten zur Hölle
   Nach seinem Sturz brauchte Satan einen neuen Aufenthaltsort,
   Da Gott nach den Aussagen der Genesis
   nur Himmel und Erde, aber keine Hölle erschaffen
   hatte, mußten die Kirchenväter diese Aufgabe
   selbst übernehmen und griffen dabei eine Vorstellung auf,
   die die Hebräer bereits einige Jahrhunderte vor Christi Geburt ersonnen hatten:
   die „Gehenna" bzw. Hölle.    
   Da der Himmel sieben Etagen besaß, durfte die Gehenna in diesem Punkt nicht
   nachstehen. Die oberste Etage, die direkt an die Erde angrenzt, heißt
   Scheol. Darunter liegen die Ewige Verdammnis, die Pforten des Todes, die
   Pforten des Tod es Schattens, das Schweigen, die Bilge und der unterste
   Abgrund der Hölle.
   Die Gehenna ist sechzigmal so groß wie die Erde, Jeder Palast beinhaltet
   6 000 Häuser, von denen jedes 6 (100 Kessel besitzt, voll mit Feuer und
   Galle zur Bestrafung der Sünder. Das Feuer wird von Etage zu Etage sechzigmal heißer,
   je weiter man nach unten steigt.
   7 405 926 Dämonen sollen hier die Sünder foltern und bestrafen, andere
   Quellen sprechen sogar von 133 306 668 Höllenengeln. Ebenso wie im
   Himmel gibt es auch in der Hölle eine strenge Hierarchie, über die sich
   die diversen Quellen aber widersprechen. - Wir wollen nun kurz die An-
   führer der Dämonen porträtieren.
 
Satan
   Er ist das Böse schlechthin und vereinigt alle sieben Todsünden in sich:
   Hochmut, Neid, Zorn, Geiz, Wollust, Unmäßigkeir und Faulheit. Die
   Kirchenväter schrieben Satan alle negativen Eigenschaften zu, um ihn als
   abschreckendes Beispiel hinzustellen und die Gläubigen in Gottes Arme
   zu treiben. Doch die Rechnung ging nur teilweise auf. Gerade weil Satan
   zwar als übler, aber doch enorm mächtiger Herrscher der Hölle  dargestellt
   wurde, entwickelte er sich zu einer faszinierenden Gestalt, die etliche 
   Anhänger fand. So entstand eine Gegenbewegung zum Christentum: 
   die Teufelsanbetung bzw. der Satanismus.
   Denn wer den Teufel verehrt und einen Pakt mit ihm schließt,
   erhält allen Luxus und alle Macht dieser
   Welt!
   Heute existieren unzählige Legenden über Teufelspakte. 
   Eine der ältesten Geschichten stammt aus dem Jahre 540 n. Chr.: Theophilus,
   ein überaus frommer Mann und Kirchenvorsteher einer Gemeinde,
   fiel einer Intrige zum Opfer und wurde vom Bischof entlassen.
   Verbittert wandte er sich an einen Zauberer und bat ihn um Hilfe.
   In der Nacht führte der Zauberer ihn zu einem Kreuzweg,
   wo finstere Gestalten mit Fackeln umherzogen und Loblieder auf den Teufel sangen.
   In ihrer Mitte thronte Satan.
   Theophilus küßte ihm die Füße, und Satan erklärte sich bereit, ihm zu
   helfen, falls er dem christlichen Glauben entsage. Theophilus willigte ein
   und schrieb auf ein Stück Pergament, daß er Christus und Maria verleugne,
   womit er natürlich gleichzeitig seine Seele dem Teufel auslieferte.
   Am nächsten Tag stellte der Bischof Theophilus in allen Ehren wieder ein.
   Eine Zeitlang führte er ein übermütiges Leben, doch schließlich überkam ihn die Reue.
   40 Tage lang betete er zur Jungfrau Maria, bis sie ihm tatsächlich vergab.
   Er schlief in der Kirche ein und als er wieder aufwachte,
   fand er das Pergament neben sich. Der Pakt mit dem Teufel war damit
   gelöst, und drei Tage später starb Theophilus eines seligen Todes.
   Wichtige Verträge werden von Satan persönlich unterzeichnet, 
   ansonsten signieren Beelzebub, Leviathan, Astaroth oder andere Höllenfürsten
   als seine Stellvertreter. Ein Vertrag kann ohne weiteres auch mündlich zustande kommen,
   doch um spätere Streitigkeiten zu vermeiden, empfiehlt
   sich die schriftliche Form. Die Vertragsurkunde kann mit normaler Tinte
   abgefaßt werden, doch Satan sieht es lieber, wenn der Klient mit seinem
   eigenen Blut schreibt, und zwar mit spiegelbildlicher Schrift von
   rechts nach links. Der Antragsteller, der Satans Hilfe erbittet, sollte stets
   auf das Kleingedruckte achten, insbesondere auf die Frist, die ihm noch
   bleibt, ehe seine Seele zur Hölle fährt. Da Satan als Fürst der Lüge nicht
   vor Fälschungen zurückschreckt und gerne Zahlen nachträglich manipuliert,
   um die Frist herabzusetzen, muß der Antragsteller auf einer zweifachen
   Ausfertigung des Vertrages bestehen, um stets ein Exemplar 
   als Beweis vorlegen zu können.
Beliai
   Er wurde nach eigenen Angaben direkt nach Luzifer als zweiter Engel erschaffen,
   doch diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen. Denn Beiial
   gilt als Dämon der Lüge, tritt als schöner Engel auf und spricht mit
   heuchlerisch sanfter und angenehmer Stimme. So überrascht es nicht, daß
   Satan ihn als Rechtsanwalt engagierte, um in einem spektakulären Prozeß
   gegen Jesus die Interessen der Hölle zu vertreten. Die Geschichte aus dem
   apokryphen Nikodemus-Evangelium, die der Bischof Jacobus de Theramo später
   noch ausschmückte, trug sich folgendermaßen zu: Jesus nutzte
   die drei Tage zwischen seinem Tod und der Auferstehung, um zur Hölle
   hinabzufahren. Denn nicht nur Adam und Eva waren nach ihrem Tode in
   der Hölle gelandet, sondern auch tasi alle anderen großen Propheten wie
   Abraham,Jesaja und Johannes der Täufer, weil auf ihnen allen die Schuld
   der Erbsünde lästere. Da sie aber ein gerechtes Leben geführt hatten,
   schmorren sie nicht in den rieferen Regionen der Gehenna, sondern in der
   Scheol, der obersten Hölle.
   Jesus schlich nun in die Hölle, um die Gerechten zu befreien. Während
   das Himmelstor stets gut verschlossen ist und Michael den Seelen nur
   nach strenger Prüfung Einlaß gewährt, stehen die Tore der Hölle dauernd
   offen, denn in der Hölle ist jeder immer herzlich willkommen. Offenbar
   nahmen auch die Wachposten ihre Pflicht nicht sonderlich ernst,
   und diese Nachlässigkeit rächte sich nun. Jesus gelang es, Adam und Eva und die
   anderen aus der Scheol zu befreien. Als die Dämonen ihn entdeckten, war
   es schon zu spät. Jesus und seiner Gruppe gelang die Flucht
   und sie stiegen zum Himmel empor, wo sie der Erzengel Michael bereits erwartete.
   Satan entbrannte in unbändiger Wut und klagte Gott an, daß sein Sohn
   gegen das Gesetz verstoßen habe. Die Entführung Adams und Evas und
   der anderen Gerechten sei glatter Diebstahl und deshalb fordere er, Satan,
   die sofortige Rückgabe. Gott sah ein, daß sein Sohn möglicherweise 
   wirklich eine ungesetzliche Tat begangen hatte und stimmte einem Gerichtsprozeß zu.
   Weil Gott aber mit dem Angeklagten verwandt war, ernannte
   er Salomon zum Richter, Jesus nahm Moses als Verteidiger, während Satan die
   Anklage Vertretung an Beiial übertrug.
   Moses führte aus, daß all die Gerechten lediglich wegen der Erbsünde
   in der Holle gelandet seien. Durch seinen Tod am Kreuz habe Jesus aber
   den Sündenfall des ersten Menschenpaares aufgehoben, so daß die Verdamnis
   in der Hölle nicht länger gerechtfertigt sei. Belial entgegnete,daß
   Jesus den Sündenfall Adams und Evas nicht ausgleichen könne: Ein
   Schuldiger dürte seiner Strafe nichr dadurch entkommen, daß ein anderer
   für ihn büße. In seinem Schlußplädoyer widerlegte Moses alle Einwände
   Belials: Jesus sei als Mensch ein Nachkomme Adams und müsse deshalb
   von Rechts wegen für die Schuld seines Vorfahren einstehen. Salomon
   stimmte diesem Argument zu und wies Belials Klage ab. Alle Gerichtskosten
   gingen zu Lasten der Hölle. :o)

LILITH
   Während himmlische Engel laut Angaben der Kirche geschlechtslos sein
   sollen, besitzen Dämonen eindeutig ein Geschlecht, sind sexuell höchst
   aktiv und können Nachkommen zeugen. Folglich hausen in der Hölle
   auch unzählige Dämoninnen, an deren Spitze Lilith steht.
   Ihre Geschichte wird im sogenannten „Alphabet des Ben Sira"
   und - basierend auf dieser Quelle - in der Kabbala erzähle:
   Nachdem Gott Adam aus Staub und Erde erschaffen hatte, schuf er die
   erste Frau Lilien genauso, nur daß er diesmal Schlamm und Dreck benutzte.
   Lilith war von wilder Schönheit, dunkel, feurig und mit prachtvollen langen Haaren,
   Als Adam mit ihr schlafen wollte, war sie zunächst einverstanden.
   Als er jedoch verlangte, daß sie sich unter ihn lege, wei gerte sich
   Lilith und wies Adam darauf hin, daß sie ja beide gleich geschaffen wären.
   Es gäbe somit keinen Grund, daß sie die Untenliegende,
   also die Unterlegene sei. 
   Die beiden stritten und als Lilith merkte, daß Adam sie überwältigen
   würde, verließ sie ihn und ging zu Gott, Mit weiblichem Charme brachte sie ihn dazu,
   ihr seinen geheimen Namen zu verraren, auf dem seine Macht beruhte.
   Daraufhin verlangte sie von Gott, daß er ihr Flügel gebe
   - was Gott wohl oder übel tun mußte, denn sie besaß die Macht des geheimen Namens.
   Lilich flog von Eden zu den Ufern des Roten Meeres und ließ sich in der
   Wüste nieder. Adam aber trat vor Gott und beschwerte sich; „Gott der
   Welt, die Frau, die du mir gegeben hast, ist mir davongelaufen." Sofort
   sandte Gott die drei Engel Sanvai, Sansanvai und Semangelof aus, um Lilith
   zurückzubringen. Die Engel fanden Lilith und drohten ihr, sie zu ertränken,
   falls sie nicht zu Adam zurückkehre, Doch Lilien blieb stur und
   drohte ihrerseits, alle neugeborenen Kinder zu töten. Schließlich einigten
   sie sich darauf, daß Lilith in der Wüste bleiben dürfe, dafür aber alle Säuglinge
   verschone, die ein Amulett mit den Namen oder Bildern der drei
   Engel trügen,
   Gott war mit diesem Kompromiß natürlich nicht einverstanden und
   bestrafte Lilith, indem er täglich einhundert ihrer Dämonenkinder tötete.
   Denn Lilich gab sich sexuellen Orgien mit dem Höllenengel Sammael
   und anderen Dämonen hin und brachte täglich hunderte von Säuglingen,
   die sogenannten Lilim, zur Welt.
   Gott Stand nun vor dem Problem, daß Adam eine neue Partnerin
   brauchte. Nachdem die Erschaffung Liliths aus Schlamm und Dreck zur
   Katastrophe geführt hatte, beschloß Gott, die zweite Frau aus einem Teil
   Adams zu schaffen, damit sie dem Mann gehorche. Außerdem galt es, die
   zweite Frau aus einem keuschen Teil des Körpers zu formen, damit sie
   nicht so lüstern werde wie Lilith, So entschied sich Gott für die Rippe und
   erschuf daraus Eva. Als Lilith Eva sah, wurde sie wütend und sann auf Rache.
   Doch der Zutritt zum Garten Eden war ihr verwehrt.
   Nach der Vertreibung aus dem Paradies zeugten Adam und Eva die
   Söhne Kain und Abel, Doch Kaln erschlug seinen Bruder, und Adam war
   über diese Tat dermaßen bestürzt, daß er keine Nachkommen mehr zeugen wollte.
   Er schwor, 130 Jahre lang nicht mehr mit Eva zu schlafen.
   Nun war für Lilith die Stunde der Rache gekommen. Jede Nacht schlich
   sie zum schlafenden Adam, verkehrte mit ihm, bemächtigte sich seines
   Samens und formte daraus weitere Dämonenkinder.
   Bis zum heutigen Tage ziehen Lilith und ihre Kinder, die Lilim, aus
   und dringen in die Schlafzimmer alleinstehender Männer ein (Lilith kann
   jedes Hindernis durchdringen, indem sie sich auflöse und anschließend
   wieder materialisiert). Dann kopulieren sie mit den schlafenden Männern
   und bescheren ihnen feuchte Träume.
  (Sie besucht mich auch jede Nacht.Ich kanns bezeugen!;o))
   Zu den bevorzugren Opfern gehören Mönche, die sich mir Kruzifixen gegen die Lilim zu wehren
   versuchen.
   Lilith selbsr ist inzwischen eine der vier Bräute Satans geworden, was
   sie aber nicht davon abhält, hier auf Erden weirer ihr Unwesen zu treiben.
   Neben ihren sexuellen Ausschweifungen schleicht sie nachts an die Wiegen
   Neugeborenen heran und prüft, ob sie durch ein Amulett geschützt
   sind. Wenn nicht, kitzelt sie sie an den Füßen und sobald die Babys
   lächeln, werden sie von Lilith erdrosselt.
 
Naarnah
   Ihr Name bedeutet „Die Angenehme" oder „Die Vergnügliche".Von
   allen Dämoninnen beherrscht sie die Kunst der Verführung am besten.
   Naamah soll so schön sein, daß weder sterbliche Männer noch himmlische
   Engel ihr widerstehen können. Sie versucht, den Fortbestand der menschlichen Rasse
   zu gefährden, indem sie Männer von ihren Frauen weglockt,
   sie mit lieblicher Musik verführt und dann mit ihrem Samen neue 
   Dämonenkinder hervorbringt,
   Naamah gehört wie Lilith zu den vier Bräuten Satans, gilt als Engel der
   Prostitution und erwürgt gelegentlich schlafende Babys, 
   obwohl dies eigentlich Liliths Spezialität ist.
DIE SCHWARZE MAGIE
   Die Berichte über Satan, Belial und Lilith erwecken den
   Anschein, als hätten Höllenengel nichts anderes im
   Sinn, als den Menschen Schaden zuzufügen. Daher
   meinten die Kirchenväter, daß Pest, Dürre, Viehseuchen,
   Krankheiten, Mißwuchs, Landplagen, alle Sünden und alles Elend
   das Werk der Dämonen seien,
   Und wenn es den Mächten des Bösen nicht gelingt, ein großes Unheil anzurichten,
   dann vergnügen sie sich mit kleinen Bosheiten. So glaubte beispielsweise
   der Abt Richalmus, es sei die Schuld der Dämonen, wenn jemand beim Lesen
   der Bibel schläfrig werde.
   Höllenengel besitzen aber noch eine zweite, ganz andere Eigenschaft:
   Sie verraten den Menschen die tiefsten Geheimnisse, wenn sie mit Hilfe
   der schwarzen Magie angerufen werden. An dieser Stelle sei ausdrücklich
   betont, daß sich die schwarze Magie grundlegend von der Teufelsanbetung unterscheidet.
   Bei der Teufelsanbetung verlangt Satan nicht nur
   die völlige Unterwerfung des Menschen, sondern auch seine Seele,
   Demgegenüber besteht das Ziel der schwarzen Magie darin, böse Geister mit
   streng festgelegten Ritualen heraufzubeschwören, sie zu beherrschen und
   zur Preisgabe ihrer Geheimnisse zu zwingen. Mit diesem verborgenen
   Wissen will der Magier Macht erhalten, beispielsweise um Menschen zu
   töten, Zwietracht zu säen oder Frauen gefügig zu machen.
   Wie die Beschwörungsrituale ablaufen, verraten Zauberbücher,
   die sogenannten Grimorien,
   Die berühmtesten Grimorien sind der Schlüssel Salomonis,
   das Lemegeton, das Grimorium Verum und das Grand Grimoire.
   Alle diese Zauberbücher enthalten einerseils Beschwörungsformeln,
   um einen Dämon herbeizurufen, und andererseits strikte Anweisungen,
   wie sich der Magier schützen kann, beispielsweise durch einen
   magischen Kreis, einen Zauberstab und ein Pentagramm mit dem Namen Gottes,
   das der Magier auf seiner Brust trägt. 
   Der Magier braucht also die Hilfe Gottes und des Erzengel Michaels,
   damit ihn die bösen Kräfte nicht überwältigen können.
   Hat der Magier alle Vorbereitungen getroffen, so kann er mit dem Ritual beginnen.
   Das Lemegeton zähle die Beschwörungsformeln und Siegel von 72 Höllenengeln auf.
   Hier eine kleine Auswahl der Geheimnisse, die der Magier von ihnen erfahren kann:

   Bael zeigt ihm, wie er unsichtbar werden kann.
   Agares lehrt sogleich alle Sprachen.
   Marbas unterrichtet den Magier, wie er Menschen in andere Gestalten verwandeln kann
  (Aleister Crowley, der berühmteste Magier des 20. Jahrhunderts,
   verzauberte beispielsweise den Dichter Victor Neuburg in ein Kamel).
   Amon versöhnt Streitigkeiten unter Freunden.
   Buer heilt (!)Krankheiten und lehrt Moral- und Naturphilosophie
  (es muß ein eigenartiges Gefühl sein, von einem Dämon
   in Moralphilosophie unterrichtet zu werden).
   Beleth kann die Liebe von Männern und Frauen entflammen.
   Bathin befördert den Magier augenblicklich von einem Land in ein anderes.
   Berith kann jedes Metall in Gold verwandeln.
   Allerdings ist er ein großer Lügner, dem man nicht trauen darf.
   Furfur kann Blitz und Donner hervorbringen.
   Malphas verrät dem Magier die Gedanken und Wünsche seiner Feinde.
   Shax kann einen Menschen blind und taub machen.
   Bifrons unterrichtet Astrologie und Geometrie.
   Camio lehrt den Magier die Sprache der Tiere.
   Zagan kann Wasser in Wein verwandeln und sogar Narren weise machen.
   Haures verbrennt die Feinde des Magiers.
   Dantaiion kennt die Gedanken aller  Männer und Frauen
   und kann sie nach seinem Willen verändern.
   Andromalius bringt gestohlene Güter zurück, bestraft die Diebe und zeigt dem
   Magier, wo verborgene Schätze liegen.

   Wir sehen, daß Höllenengel nicht ganz so üble Schurken zu sein scheinen,
   wie von den Kirchenvätern behauptet, da sie beispielsweise auch
   Krankheiten heilen. Außerdem sind Dämonen offenbar ausgesprochen
   intelligent und gebildet, was sie auch sein müssen, um selbst weise Men-
   schen verführen zu können. Für ihre Schlauheit spricht weiter, daß bisher
   noch jedem Teufel die Flucht aus göttlichen Gefängnissen gelungen ist.
   Einmal ließen sich die Höllenengel aber trotz ihrer Intelligenz von einem
   Menschen überlisten, wie das Lemegeton berichtet: Dem weisen König Salomon
   gelang es nämlich, mit einem Ritual einen Dämon nach dem
   anderen herbeizurufen. Sobald ein böser Geist erschienen war, befahl ihm
   Salomon durch die Mache eines geheimen Siegels, in ein Messinggefäß zu
   schlüpfen. Auf diese Weise bezwang Salomon nach und nach sämtliche
   Dämonen und als er schließlich alle eingesperrt hatte, verschloß er das
   Messinggefäß mit jenem Siegel, so daß kein Höllenengel jemals wieder
   entkommen konnte. Dann schlich Salomon aus der Stadt und versteckte
   das Messmggefaß in einer tiefen Höhle, Unglücklicherweise hatten einige
   Bewohner beobachtet, wie er heimlich davongeschlichen war und
   glaubten, in dem Messingkrug seien ungeheure Schätze, die Salomon vergraben wolle.
   Sie folgten ihm, und nachdem Salomon die Höhle verlassen
   hatte, kletterten sie hinein, fanden das Gefäß und brachen das Siegel auf.
   Sofort flogen alle Dämonen davon und nahmen wieder ihren alten Platz
   in der Hölle ein.
 
   Nachdem bisher alle Versuche, Satan und seine Höllenengel zu besiegen,
   gescheitert sind, bleibt nur noch die Hoffnung auf das Jüngste Gericht.
   Dann nämlich wird es zur großen Entscheidungsschlacht kommen,
   wie Johannes in seiner Apokalypse berichtet.
   Ich will nun näher auf diese einzigartige Vision
   des Weltuntergangs eingehen, wobei das Problem besteht, daß der Handlungsablauf
   immer wieder durch Zeitsprünge und Zwischenhandlungen unterbrochen wird.
   Die folgende Zusammenfassung enthält deshalb nicht alle Einzelheiten,
   sondern versucht, die zentralen Ereignisse möglichst verständlich wiederzugeben.
 
   Johannes fuhr zum Himmel empor, trat durch eine Tür und    sah Gott
   auf seinem Thron sitzen, umgeben von unzähligen Engeln. Rechts neben
   dem Thron lag eine Buchrolle mit sieben Siegeln. Ein gewaltiger Engel
   rief mit lauter Stimme: „Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen    und ih-
   re Siegel zu lösen?" Aber niemand im Himmel und auf Erden konnte das
   Buch öffnen und lesen.
 
   Da trat ein Lamm an den Thron heran, und Gott gab ihm die Buchrolle.
   Johannes hörte, wie zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend Engel
   ihre Stimmen erhoben und das Lamm lobten. Das Lamm
   brach nacheinander die ersten vier Siegel und Johannes sah, wie vier grimmige Reiter
   auftauchten. Dies waren die Reiter der Apokalypse, die die
   vier Plagen Völkerkrieg, Bürgerkrieg, Hungersnot und Pest symbolisieren.
   Und ihnen wurde die Macht gegeben über ein Viertel der Erde,
   Macht, zu töten durch Schwert, Hunger und Tod.
 
   Als das Lamm das fünfte Siegel öffnete, erhoben sich die Toten,
   die wegen ihres christlichen Glaubens hingerichtet worden waren.
   Sie riefen mit lauter Stimme, wie lange Gott noch zögern wolle,
   ihr Blut zu rächen. Eine Stimme antwortete, daß sie sich noch kurze Zeit
   gedulden müßten.
   Das Lamm öffnete das sechste Siegel, worauf ein gewaltiges Beben folgte.
   Die Sonne färbte sich schwarz und der Mond blutrot. Die Sterne fielen
   herab auf die Erde und der Himmel verschwand wie eine Buchrolle, die
   man zusammenrollt.
   Und als das Lamm das siebte Siegel brach, entstand im Himmel eine
   Stille, die erst nach einer halben Stunde endete.
   Dann machten sich sieben Engel bereit, in ihre Posaunen zu stoßen.
   
   Der erste Engel blies seine Posaune. Da fielen Hagel und Feuer mit Blut
   vermischt auf die Erde. Ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und
   alles grüne Gras verbrannte.
  
   Der zweite Engel blies seine Posaune.
   Da wurde ein riesiger brennender Berg ins Meer geschleudert,
   und ein Drittel des Meeres verwandelte sich in Blut.
   Ein Drittel der Fische starb und ein Drittel der Schiffe kenterte.
  
   Der dritte Engel blies seine Posaune. Da fiel ein gewaltiger Stern,
   der wie eine Fackel loderte, auf ein Drittel der Flüsse und Quellen hinab.
   Ein Drittel des Wassers wurde bitter und unzählige Menschen starben daran.
 
   Der vierte Engel blies seine Posaune. Da verloren Sonne, Mond und
   Sterne ein Drittel ihrer Leuchtkraft, so daß der Tag und ebenso die Nacht
   um ein Drittel dunkler wurden.
   
   Der fünfte Engel blies seine Posaune.
   Da wurde der Schacht eines Abgrunds geöffnet und heraus kamen Heuschrecken,
   die sich über die ganze Erde verteilten.
   Die Heuschrecken fügten dem Gras, den Pflanzen und den Bäumen keinen Schaden zu,
   sondern nur jenen Menschen, die nicht an Gott glaubten.
   Diese Menschen töteten sie aber nicht, sondern quälten sie nur,
   fünf Monate lang. Und der Schmerz, den die Heuschrecken zufügten,
   war so stark wie der Stich eines Skorpions. „In jenen Tagen werden die Menschen
   den Tod suchen, aber nicht finden; sie werden sterben wollen,
   aber der Tod wird vor ihnen fliehen." (9,6) 
  
   Der sechste Engel blies seine Posaune. Da wurden vier Engel losgebunden,
   die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden,
   um ein Drittel der Menschheit zu töten. 
  
   Der siebte Engel blies seine Posaune. Da öffnete sich der Himmel,
   und der Tempel Gottes wurde sichtbar. Blitze zuckten auf, begleitet von
   schrecklichem Donner. Ein Beben erschütterte die Erde und schwerer Ha-
   gel prasselte hernieder.
   
   Mit der siebten Posaune wird das Jüngste Gericht angekündigt,
   doch in der Erzählung folgt nun ein Rückblick, 
   in dem Johannes den Krieg im Himmel schildert,
   der vermutlich am zweiten Schöpfungstag stattfand.
   Satan rebellierte gegen Gott, und ein Drittel der Engel schloß sich ihm
   an. Doch Michael und seine Engel erhoben sich ebenfalls, kämpften gegen
   die Abtrünnigen und gewannen die Schlacht. Satan verlor seinen
   Platz im Himmel, wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm seine Anhänger.
   Aber der Teufel gab sich nicht so schnell geschlagen und suchte
   neue Verbündete. Es gelang ihm, die beiden gräßlichen Monster Leviathan und
   Behemot (kennt ihr vielleicht aus Final Fantasy 7!)für seine Sache zu gewinnen.
   Leviathan, ein Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, stieg aus den
   Tiefen des Meeres empor und erhielt von Satan unvorstellbare Macht.
   Die Menschen sahen das Tier staunend an und warfen sich vor ihm nieder,
   weil es so mächtig war.
   Leviathan verspottete Gott und lästerte seinen Namen, bekämpfte die
   Heiligen und besiegte sie, was die Ungläubigen nur noch mehr beeindruckte.
   Behemot, ein nilpferdähnliches Ungeheuer mit zwei Hörnern,
   brachte die Menschen dazu, Leviathan zu verehren und anzubeten. Wer
   den Götzen Leviathan, das Tier, nicht anbetete, wurde getötet. 
   Aber war Leviathan wirklich ein Tier? 
  „Wer Verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres.
   Denn es ist die Zahl eines Menschennamens; seine Zahl ist 666." (13,18)
  (Im Griechischen, Lateinischen und Hebräischen dienen die Buchstaben auch als Ziffern,
   so daß man den Zahlenwert der Buchstaben eines Namens berechnen kann.
   666 könnte der Zahlenwert des Kaisers Nero gewesen sein, was bedeuten würde,
   daß Johannes mit Leviathan, dem Tier, das Gott verspottete und
   die Christen töten ließ,eigentlich Nero meinte.)
  
   Nach einigen Zwischenhandlungen tritt die Apokalypse nun in die Schlußphase.
   Den Dämonen war es gelungen, alle Könige der Erde zum Krieg gegen
   Gott aufzuwiegeln. Leviathan, Behemot und die Könige ver sammelten sich
   zur großen Schlacht. Aber die Engel, angeführt von Jesus persönlich,
   fügten ihnen eine vernichtende Niederlage zu.
   Nach dem glänzenden Triumph stürzten sich die Engel auf Leviathan und Behemot
   und warfen sie bei lebendigem Leib in einen See von brennendem Schwefel.
   Alle anderen wurden niedergemetzelt und ihre Kadaver den Geiern zum Fraß vorgeworfen.
 
   Satan hatte sich dieser Schlacht wohlweislich ferngehalten, 
   was ihm aber nichts nützte. Michael stieg in die Hölle hinab,
   überwältigte seinen Erzrivalen, fesselte ihn, warf ihn in
   einen Abgrund und verschloß diesen mit einem Siegel, auf daß Satan
   für tausend Jahre eingesperrt bleibe.
   Nach tausend Jahren kam Satan jedoch wieder frei. Er zog aus und verführte
   alle heidnischen Völker, vereinigte sie im Kampf gegen Gott und die Christen
   und umzingelte die heilige Stadt Jerusalem. Da aber fiel Feuer vom Himmel
   und verzehrte alle Rebellen. Satan selbst erlitt dasselbe Schicksal
   wie Leviathan und Behemot: Er wurde in einen See von brennendem Schwefel geworfen,
   wo er nun selbst Tag und Nacht höllische Qualen erleiden muß, bis in alle Ewigkeit.
   Nun erfolgte die große Gerichtsverhandlung. Alle Toten wurden aus
   der Unterwelt herausgeholt und vor Gottes Thron geführt.
   Die Engel präsentierten die Bücher des Lebens und „die Toten wurden nach ihren
   Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war"(20,12).
   Die Ungläubigen, über die die Engel natürlich keine Lebensbücher angelegt hatten,
   wurden kurzerhand in den Feuersee geworfen.
   Dann sah Johannes einen neuen Himmel und eine neue Erde. Ein Engel führte ihn
   auf einen hohen Berg und zeigte ihm das neue Jerusalem.
   Die Straßen der Stadt bestanden aus reinem Gold und die Mauern aus Edelsteinen.
   Durch die Stadt floß ein Strom, das Wasser des Lebens, klar wie ein Kristall.
   Zwischen den Straßen und dem Fluß standen die Bäume des Lebens,
   deren Früchte jeden unsterblich machten, der davon aß.
   Es gab keine Trauer, keine Klage und keine Mühsal. Schließlich brachte der
   Engel Johannes wieder auf die Erde zurück und befahl ihm,
   alles Gesehene niederzuschreiben,
   das Buch aber nicht zu versiegeln,
   sondern allen Gläubigen zu zeigen.
   Denn die Zeit ist nahe...
  
BEGINN
DER
ENGELSVERFOLGUNG
   Die Apokalypse demonstrierte den Christen eindrucksvoll die ungeheure
   Macht der Engel. Hinzu kamen zahlreiche weitere Berichte über die Aufgaben
   der En gel, die ich bereits ausführlich erörtert habe. Besonders die Vorstellung
   von Schutzengeln entsprach einer tiefverwurzelten Sehnsucht der Menschen nach
   Schutz und Geborgenheit. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten
   entwickelte sich deshalb ein regelrechtes Engelfieber, so daß die Kirche
   fürchten mußte, der Engelskult werde die Gottes- und Christusverehrung
   in den Schatten stellen. Die Kirchenväter versuchten daher,die Engelsverehrung
   einzuschränken und verboten auf dem Konzil von Laodicea(363 n. Chr.),
   den Engeln außerhalb der öffentlichen Gottesdienste einen privaten Kult zu widmen. 
   Außerdem wurden nur die Engelnamen Mich ael, Gabriel und Raphael offiziell anerkannt,
   weil die Bibel nur diese drei namentlich erwähnt.
   
   Doch das Konzil blieb ohne Wirkung. Als nämlich im 5. Jahrhundert
   Dionysius Areopagita sein Buch „Über die Himmlische Hierarchie" veröffentlichte,
   erhielt der Engelglaube neue Nahrung. Immer mehr himmlische Geschöpfe
   bekamen einen Namen, so daß sich die anonymen Wesen in anbetungswürdige
   Persönlichkeiten verwandelten.
   Zudem tauchten Anfang des 5. Jahrhunderts die ersten Wandmalereien von Engeln mit
   Flügeln auf, was die Gläubigen nur noch mehr begeisterte.
   So mußte die Kirche schwerere Geschütze auffahren.
   Auf der Ad-Lateran-Synode (745n. Chr.) startete Papst Zacharias eine
   Engelsverfolgung und setzte Uriel,Samiel und Raguel auf eine schwarze Liste,
   weil diese Engel bei magischen Riten angerufen wurden
   (später begnadigte die Kirche Uriel wie der).
   Außerdem verurteilte der Papst den Brauch, Engeln einen Namen zu geben.
   
   Die Sorge der Kirche, daß die Engel selbst Gott übertreffen könnten,
   erscheint verständlich, wenn wir folgendes Gebet aus dem 9. Jahrhundert
   lesen:
   
  „Gedenke des Erzengels Gabriel, wenn es donnert,
   und es wird dir nicht schaden.
   Gedenke Michaels, wenn du dich am Morgen erhebst,
   und es wird dir ein fröhlicher Tag beschert sein.
   Wenn du Uriel gedenkst, wenn es gegen den Feind geht,
   so wirst du ihn besiegen.
   Gedenke beim Mahle Raphaels, dann wird dir nie Speise und Trank ermangeln.
   Wenn du auf Reisen gehst, gedenke Raguels
   und du wirst gute Geschäfte machen.
   Barachael wird dir im irdischen Gerichte helfen,
   wenn du seiner gedenkst.
   Wenn du zum Gastmahl kommst, gedenke Pantasarons,
   dann werden alle in deine Freude einstimmen."
 
   Diese Worte erinnern eher an eine heidnische Götterverehrung als an
   ein christliches Gebet. Aber alle Beschränkungen der Kirche nützten
   nichts: Der Engelskult blühte weiter und erreichte im 12. und 13. Jahrhundert
   seinen Höhepunkt. In jener Zeit lenkten die Engel alle Naturgewalten und
   beherrschten das gesamte Universum. Alle Elemente, Himmelsrichtungen,
   Jahreszeiten, Tierkreiszeichen, Wochen, Tage und sogar die einzelnen Stunden
   hatten einen speziellen Schutzengel.
   Hier sind einige
   Beispiele:
 
   Michael beherrscht den Osten,
   Raphael den Westen,
   Gabriel den Nor den und Uriel den Süden.
   Gabriel regiert den Januar (Wassermann),
   Barchiel den Februar (Fische),
   Machidiel den März (Widder) etc.
   Raphael regiert die Sonne (Sonntag),
   Gabriel den Mond (Montag) etc.
   Doch gerade als die Engel am Zenit ihrer Popularität standen,
   traten mehrere verhängnisvolle Ereignisse ein und versetzten den himmlischen
   Heerscharen einen Schlag, von dem sie sich nie wieder erholen sollten.
   Zum einen schleppten genuesische Seeleute 1347 die Pest in Europa ein.
   Innerhalb von fünf Jahren raffte der Schwarze Tod zwei Drittel der städtischen
   und ein Achtel der ländlichen Bevölkerung Europas hinweg.
   Mit Entsetzen merkten die Gläubigen, daß die Engel sie im Stich ließen und
   ihnen nicht im Kampf gegen die grauenhafte Seuche halfen.
   Fast zur gleichen Zeit kam es zur Kirchenspaltung, bei der sich nicht
   nur zwei Päpste in Rom und Avignon gegenüberstanden, sondern auch
   zwei verschiedene Glaubensrichtungen:
   Die intellektuellen Theorien des Thomas von Aquin konkurrierten mit
   der Lehre des Franz von Assisi, der Liebe, 
   unmittelbare Gotteserfahrung und Intuition predigte.
   Die Franziskaner, die sich in ihren Gebeten ohne Zwischenschaltung der Engel
   direkt an Christus wandten, kamen beim Volk unvergleichlich besser an
   als Thomas von Aquin und der traditionelle Klerus. Außerdem konnten sich
   die pestgeplagten Menschen mit dem leidenden Christus stärker identifizieren
   als mit den Engeln.
   Den dritten Todesstoß erhielten die Engel schließlich von den Naturwissenschaften.
   1512 entdeckte Kopernikus, daß sich die Erde um die Sonne dreht und daß hinter
   den Bewegungen der Sterne und Planeten Naturkräfte stehen, nicht Engel.
   Wegen der Erfindung des Buchdrucks konnte die Kirche nicht mehr verhindern,
   daß sich dieses neue Wissen über ganz Europa ausbreitete.
   Im übrigen quälten die Kirche zu jener Zeit ganz andere Sorgen,
   als daß sie sich um die Verteidigung des Engelglaubens hätte kümmern können.
   Denn die Verfolgung von Teufelsanbetern, Hexen und Ketzern verlangte ihre
   ungeteilte Aufmerksamkeit. So gelang es Satan und seinen Dämonen,
   die himmlischen Engel aus dem Rampenlicht zu verdrängen.
 
DIE
WIEDERKEHR
DER ENGEL
  Trotz aller Wiedrigkeiten hielt sich der Engelglaube im Volk,
   wenngleich in stark abgeschwächter Form. Im 18. und 19. Jahrhundert
   sank das Interesse weiter, ehe die Engel im ausgehenden 20. Jahrhundert
   erneut an Popularität gewannen.
   Damit bleibt die Frage, wie und wo die Engel ihre schweren Zeiten überstanden.
   Mit einer gewagten Spekulation könnte man behaupten, daß sich die Engel
   auf Friedhöfe zurückgezogen haben, als sie merkten, wie die Menschen
   sich von ihnen abwandten. Ich will deshalb einen kurzen Blick auf
   die Entstehung jener monumentalen Totenstädte werfen, die bis heute
   tausende von Engeln beherbergen.
 
   Während des ganzen Mittelalters wurden die Toten in Massengräbern verscharrt,
   die in der Dorfmitte lagen.
   Bis zum 18. Jahrhundert funktionierte dieses System, doch dann stieg
   die Seuchengefahr wegen der wachsenden Zahl der Toten immer stärker an.
   1804 erließ Napoleon deshalb das berühmte Pariser Dekret,
   das alle Bestattungen innerhalb der Stadtmauern verbot.
   1806 wurde dieses Dekret auf Italien ausgeweitet und  bald darauf auch
   von anderen Ländern übernommen. In der Folge entstanden Friedhöfe mit
   individuellen Gräbern außerhalb der Städte. 
   Da die Zahl der Toten aber weiter anstieg,
   reichte der Platz schon nach wenigen Jahren nicht mehr aus.
   So entschlossen sich die Städteplaner in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu
   einer radikalen Neulösung und ließen riesige Totenstädte errichten,
   mit monumentalen Gebäuden, Säulengängen, großzügigen Wegen und Bäumen.
 
   Die neuen Totenstädte boten reichen Bürgern die Möglichkeit,    
   mit pompösen Familiengräbern ihren Wohlstand zu demonstrieren.
   Ärzte, Rechtsanwälte, Notare, Apotheker, Professoren, Generäle, Fabrikanten,
   Architekten, hohe Beamte und Ingenieure gaben
   bei den Bildhauern prunkvolle Statuen in Auftrag.
   Den Höhepunkt erreichte diese Friedhofskultur in der Zeit von 1850 bis 1920.
   Nach dem Ersten Weltkrieg ließ das Interesse schlagartig nach, und es setzte
   eine völlige Verdrängung des Todes ein, die bis heute andauert.
   
   Die Bildhauer, die die Skulpturen anfertigten,
   verstanden sich nicht als Diener der Kirche, sondern als freie Künstler,
   Inspiriert von der Romantik, eniwickelten sie ein neues Ideal der Liebe:
   die unsterbliche Liebe,
   die stärker ist als der Tod und die Liebenden im Jenseits wieder vereint.
   Später kamen auch Einflüsse des Jugendstils hinzu,
   der nach vollkommener Schönheit strebte.
   Und als Inbegriff aller Schönheit galt der nackte weibliche Körper.
   Deshalb finden wir auf den Friedhöfen so viele erotische Skulpturen,
   wie man sie an diesen Orten niemals vermutet hätte.
   Doch wo sind die Engel ablieben?
   Neben erotischen Skulpturen gehörten sie zu den Lieblingsmotiven
   der Bildhauer, obwohl das Interesse der Gläubigen weiter nachließ.
   Erst am Ende des 20.Jahrhunderts setzt ein neuer Engel-Boom ein.
   Der Grund für diese plötzliche Popularität liegt vielleicht darin,
   daß sich die Engel an den Wandel der Zeit angepaßt haben und heute
   auch die Bedürfnisse des modernen Menschen erfüllen.
  
   So gibt es beispielsweise Berichte, denen zufolge Schutzengel nun auch
   Parkplätze bewachen:
   Wer mit seinem Auto in ein hoffnungslos überfüll tes Stadtzentrum fährt,
   wo er normalerweise nie einen Parkplatz finden würde, muß fest an seinen
   Schutzengel glauben und ihn vorausschicken.
   Der Engel wird dann vorausfliegen und einen Parkplatz freihalten.
  
   Ein anderes, wohl wichtigeres Betätigungsfeld der Engel bildet die Liebe.
   Während die Seraphim früher nur die Liebe der Menschen zu Gott entflammen sollten,
   kümmern sich Engel heute auch um die irdische Liebe.
   Zeugnisse dafür finden wir natürlich nicht mehr in der Malerei,
   wie seinerzeit im Mittelalter und in der Renaissance,
   sondern in modernen Liedtexten und im Film.
   Malcolm Godwin, einer der führenden Engelex perten, schätzt,
   daß in jedem zehnten Popsong der letzten 30 Jahre ein Engel vorkommt,
   meistens im Zusammenhang mit Liebe. 
   In Wim Wenders' Film „Der Himmel über Berlin"
   verliebt sich ein Engel in eine sterbliche Frau.
   Und in der neuesten Romeo-und-Julia-Verfilmung von Baz Luhrmann erscheint
   Julia auf dem Kostümball mit Engelsflügeln, was einige interessante Rückschlüsse
   zuläßt: Julia, die wohl wie keine andere Figur in der Weltliteratur
   die reine und vollkommene Liebe verkörpert,
   wird heute nicht einfach als hübsches Mädchen dargestellt,
   sondern als Engel.
   Der Engel ist somit zum Sinnbild der Liebe geworden.
   Vielleicht hat sich der Glaube an die geflügelten Wesen deshalb erhalten,
   weil Engel nicht in einem weit entfernten Himmel wohnen,
   sondern in unseren Herzen.


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